Man tippt an der richtigen Stelle auf eine App oder klickt ein paarmal mit der Maus. Kurze Zeit später steht ein Auto vor der Türe. So funktioniert dies bei bei einem Auto-Abo. Über ein Dutzend Anbieter werben in der Schweiz mit solchen Angeboten.
Schon für wenige Hundert Franken im Monat sind mit einer Flatrate Versicherung, Reifen und der Service, aber auch Steuern und die Autobahnvignette abgedeckt. Nur das Benzin kostet extra, verheisst die Werbung. Wenn man denn mit Benzin fahren will: Die Mehrheit der Abo-Firmen führen auch E-Autos und Plug-in-Hybrids im Sortiment, die beiden Antriebsformen, die in den aktuellsten Schweizer Statistiken zur Monatszulassungen zusammen ein Drittel des Volumens ausmachen.
Kilometer sind beim Abo begrenzt
Noch sind Auto-Abos eine absolute Nische. Das Potential ist aber beachtlich, wenn man schaut, was so angeboten wird. Wer einen kompakten Ford Fiesta fahren will, bekommt das Abo beim Start-up Carvolution schon für rund 450 Franken. Den Familien-SUV Tiguan von VW, eines der meist zugelassen Autos in der Schweiz, gibt es für 850 Franken. Mindestens 1000 Franken fällig werden monatlich, wenn jemand die Elektro-Zukunft in der Form eines Tesla 3 oder Audi e-tron fahren will.
Es geht aber auch teurer. Beim Anbieter Clyde kann man einen Audi-Hochleistungs-SUV mit einem 435-PS-Motor "abonnieren", zahlt dann aber bis zu 3000 Franken im Monat. Car-Abonnenten müssen sich für unterschiedliche Packages mit maximaler Kilometerzahl pro Monat entscheiden. Konfiguriert oder spezifiziert werden können Abo-Autos meistens nicht.
Vergleichen ist wichtigDie Anbieter für Auto-Abos basieren auf unterschiedlichen Geschäftsmodellen: Marktführer Carvolution ist ein Start-up, das die Autos selbst an die Kunden abgibt. Carify wiederum ist ein Netzwerk von Händlern, die Abos anbieten. Auch die Autovermieter Sixt und Hertz haben Abos im Programm. Andere sind mit grossen Unternehmen oder den Importeuren von Marken verbunden: Hinter dem Anbieter Upto steht der Axa-Versicherungskonzern, bei Clyde stehen nur Konzernmarken von VW im Sortiment. BMW Schweiz wiederum lässt die Abos über die Firma ViveLaCar laufen, die als Vertragspartnerin auftritt. Grosse Unterschiede gibt es bei der Zahl erhältlicher Modelle. Auch die Laufzeiten und Kündigungsfristen sind unterschiedlich, genauso wie das Mindestalter der Fahrerinnen und Fahrer (18 bis 21 Jahre). Auch die Zeit, bis ein Auto parat ist, kann von ein paar Stunden bis zu mehreren Werktagen dauern. Am wichtigsten aber ist: Einige Anbieter verzichten auf eine Anmeldegebühr, andere verlangen Beiträge oder "Liefergebühren" in unterschiedlicher Höhe. Eine Vielzahl von Anbietern heisst: Vergleichen der Angebote ist nötig. Eine Übersicht findet sich hier. (cash/mfo) |
Car-Abo-Anbieter werben damit, dass ihre Autos die Fahrerinnen und Fahrer billiger kommen als bei der herkömmlichen Auto-Finanzierung. Beim Leasing sehen viele die Zusatzkosten zur monatlichen Rate zu unkritisch. Nach einer Faustregel liegen die effektiven Kosten für ein geleastes Auto drei Mal höher als die Monatsrate. Der Grund liegt bei Kosten wie der Versicherung, Steuern und Unterhalt, die zusätzlich anfallen.
Der Claim, Leasen sei teurer, stimmt nur teilweise. Der Vergleichdienst Comparis hat die Kosten für Auto-Abos in einer Studie untersucht. "Natürlich muss man aufpassen, dass man nicht Äpfel mit Birnen vergleicht", sagt Mobilitätsexpertin Andrea Auer. "Wenn man aber die Vollkostenrechnung macht, kann ein Abo teilweise gar günstiger sein als ein Leasing."
Für 500 Euro können Lynk-Kunden den SUV 01 abonnieren und werden Teil eines Clubs. Wer sein Auto mit anderen Clubmitgliedern teilt, kann Geld sparen. https://t.co/0QWFuni3Q3
— Handelsblatt (@handelsblatt) October 1, 2020
Das Auto-Abo kostet weniger, je länger die Laufzeit ist und je weniger Kilometer gefahren werden. Im Vergleich zum Autokauf schneidet das Auto-Abo unter dem Strich aber schlechter ab, wie Comparis errechnet hat. Das Abo ist mindestens etwa 50 Franken pro Monat teurer als ein Kauf. Die Comparis-Zahlen basieren allerdings auf einer Haltedauer von 8,4 Jahren. Besitzt man das Auto weniger lang, kann es bei den Kosten wiederum anders aussehen.
Wer Leasing in Anspruch nimmt oder ein Auto mit Abo fährt, muss allerdings wissen: Man bekommt einen Neuwagen, und bezahlt entsprechend dafür. Billiger ist natürlich in der Regel ein Occasions-Auto. Für 12'000 Franken gibt es solide Kompaktwagen mit rund 100'000 Kilometern auf dem Tacho.
«Alles ausser Benzin dabei» - naja
Alles in allem ist ein Auto-Abo nicht so günstig, wie es auf den ersten Blick scheint. Grössere Kilometer-Packages treiben die monatlichen Kosten schnell in die Höhe. Der Tiguan für 850 Franken darf im Schnitt pro Monat nur 850 Kilometer bewegt werden. Wer 1850 Kilometer fahren will, zahlt jeden Monat 100 Franken mehr. Auch die Höhe des Selbstbehalts bei Schäden fällt ins Gewicht.
Die Vorstellung schliesslich, dass beim Abo ausser Benzin keine Kosten anfallen, muss relativiert werden. Folgendes fällt zusätzlich an:
- Die Anbieter verlangen teilweise eine Anmeldegebühr: Vor allem bei kurzen Abo-Laufzeiten fällt diese ins Gewicht. Bei Carvolution beträgt diese beispielsweise 390 Franken. Auch die Heimlieferung kann Kosten mit sich bringen.
- Wenn die Kilometerbeschränkung nicht eingehalten wird, drohen am Ende der Laufzeit Zusatzkosten. Dazu kann es sein, dass man bei der Rückgabe für Gebrauchsspuren aufkommen muss. Kilometerbeschränkungen gibt es allerdings auch beim traditionellen Leasing, und beim eigenen Auto drückt die Kilometerleistung den Wiederverkaufswert nach unten.
- Auto-Abos werden insbesondere auch bei der urbanen Bevölkerung beworben. Grossstadtmenschen wissen aber, dass Parkplätze im Quartier meist kosten. Und wenn der Abo-Anbieter den Fahrer nicht in den Fahrzeugausweis einträgt, kann es Probleme geben, eine Bewilligung für die blaue Zone zu erhalten.
Eine Frage der Lebensumstände
Eine Entscheidung pro oder contra Auto-Abo ist am Ende eine Frage, was für ein Bedürfnis an das Auto besteht. Die Nachteile, die diese Form der Mobilität mit sich bringt, könnten je nach Lebenssituation gar keine Rolle spielen: Wer ein Auto für eine begrenzte Zeit braucht, wer häufig das Modell wechseln will und dafür einen Aufpreis zu zahlen bereit ist, oder wer sich nicht sofort für einen Kauf entscheiden will: In so einer Situation ist man mit dem Abo gut bedient.
Beim Car-Abo geht man ein Mindestmass an Verpflichtungen ein. Dazu sagt Mobilitätsexpertin Auer: "Die Coronakrise hat vor Augen geführt, dass Flexibilität ein Vorteil sein kann. Für Privatpersonen, aber auch für Firmen wie KMU, bei denen die Mitarbeiterzahl und damit die notwendige Zahl von Firmenautos schwankt, kann ein Auto-Abo genau das passende sein."
Wer Convenience schätzt und wenig Aufwand will, bekommt dies. Und Auto-Abos entsprechen nicht zuletzt einem Lebensgefühl, urban und genauso anderswo, wie es sich beispielsweise auch durch Smartphone-Banking, günstige Kreditkarten von Fintechs oder Essenliefer-Apps ausdrückt. Die billigste Art, ein Auto zu fahren, ist ein Auto-Abo über alles gesehen nicht.