Dies zeigt die erste Umfrage zur eidgenössischen Abstimmung mit vier Vorlagen vom 9. Juni. Die relativ grossen Anteile der «eher-Ja»-Kategorie bei den beiden Initiativen zum Gesundheitswesen zeigten, dass hier die Meinungsbildung noch nicht abgeschlossen sei, hiess es in der Mitteilung vom Mittwoch. Die Zustimmungswerte würden üblicherweise im Verlaufe der Abstimmungskampagne sinken.
Die erste Volksinitiative zur Entlastung der Prämienlast, die von der SP lancierten Volksinitiative «Maximal 10 Prozent des Einkommens für die Krankenkassenprämien (Prämienentlastungs-Initiative)», erhält laut Umfrage 60 Prozent Ja- und 36 Prozent Nein-Stimmen. Mit 87 Prozent finde sie in den Reihen der SP den höchsten Zuspruch. FDP-Anhänger hingegen würden zu 61 Prozent gegen die Initiative stimmen.
Weitere Unterschiede gebe es bei den Einkommensklassen: Drei Viertel der Personen mit einem Einkommen unter 4000 Franken pro Monat befürworten die Initiative. Ab einem Einkommen von 13'000 Franken sinke die Zustimmung auf unter 50 Prozent. Und je tiefer die Ausbildung, desto höher sei die Zustimmung: Stimmberechtigte mit einem obligatorischen Schulabschluss würden zu 70 Prozent Ja sagen, Universitäts- und Fachhochschulabgänger zu 53 Prozent. Zudem seien in Romandie mehr Befürworterinnen (69 Prozent) als in der Deutschschweiz (57 Prozent) auszumachen.
Befürworter denken, die Initiative entlaste den Mittelstand und mindere die Vermeidung von Arztbesuchen wegen hoher Franchisen. Gegner der Vorlage sind der Meinung, die Initiative senke die steigenden Gesundheitskosten nicht.
Zuspruch im Tessin
Für die von der Mitte lancierte Volksinitiative «Für tiefere Prämien - Kostenbremse im Gesundheitswesen (Kostenbremse-Initiative)» hätten zum Umfragezeitpunkt 54 Prozent ein Ja in die Urne gelegt, 38 Prozent hingegen ein Nein.
Zum aktuellen Zeitpunkt waren die Unterschiede nach Sprachregionen ausgeprägt. Insbesondere die italienischsprachige Schweiz (64 Prozent) sei für das Anliegen. Der Ja-Anteil bei der Deutschschweiz betrage 54 Prozent, bei der Westschweiz 53 Prozent. Auch hier zeige sich insgesamt, je höher Bildungsgrad und Einkommen, desto tiefer die Zustimmung.
Befürworter der Initiative denken, Kosten im Gesundheitswesen würden dadurch eingedämmt. Gegner befürchten eine Zweiklassenmedizin.
Stromgesetz findet Anklang
Weiter wird das Volk über das von der Fondation Franz Weber (FFW) eingereichte Referendum gegen den vom Parlament beschlossenen Energie-Mantelerlass befinden. Das Bundesgesetz zu Stromversorgung durch erneuerbare Energien stosse bei über zwei Dritteln (65 Prozent) auf Zustimmung. 28 Prozent hätten Nein gestimmt. SVP-Anhängerinnen würden als Einzige mit 53 Prozent dagegen stimmen.
Mit 68 Prozent würden etwas mehr Männer als Frauen (62 Prozent) dafür votieren. Bei den Einkommensgruppen gebe es nur minime Unterschiede, das Gesetz finde dort bei allen Anklang (62 Prozent bis 66 Prozent).
Bei Befürwortern überwiegt das Argument, der Ausbau der heimischen erneuerbaren Energien stärke die Versorgungssicherheit. Gegner denken, der Natur- und Landschaftsschutz würden der Stromerzeugung geopfert.
«Stopp Impfpflicht»: Viele unentschieden
Mit der Volksinitiative «Für Freiheit und körperliche Unversehrtheit (Stopp Impfpflicht)» kommt eine dritte im Bereich der Gesundheitspolitik verortete Vorlage zur Abstimmung. 51 Prozent sagen dazu Nein, 29 Prozent Ja, wie die Umfrage zeigt. 20 Prozent hätten noch keine Angaben zu ihren Stimmabsichten gemacht. Die höchste Zustimmung erhält die Vorlage bei der SVP-Anhängerschaft, wobei diese 44 Prozent beträgt, wie es weiter hiess.
Befürworter sind der Ansicht, jeder soll selbst über Impfungen entscheiden, im Sinne körperlicher und geistiger Unversehrtheit. Gegnerinnen denken hingegen, das Grundrecht auf körperliche Unversehrtheit sei bereits in der Bundesverfassung verankert - eine Impfung ohne Zustimmung sei bereits heute ausgeschlossen.
12'395 Personen aus der ganzen Schweiz nahmen am 17. und 18. April an der ersten Welle der Umfrage von 20 Minuten und Tamedia im Vorfeld der eidgenössischen Abstimmungen teil. Die Umfrage wurde in Zusammenarbeit mit dem Institut Leewas durchgeführt. Der Fehlerbereich liegt bei 1,5 Prozentpunkten.
(AWP)