Analysten bleiben bei Novartis nach wie vor etwas hin- und hergerissen. So geht die Mehrzahl davon aus, dass der Pharmakonzern mit den Zahlen zum zweiten Quartal die Prognose für das Gesamtjahr abermals erhöhen wird. Im April hatte Novartis bei der Vorlage der Zahlen zum ersten Quartal den Markt mit einer frühzeitigen Erhöhung der Jahresprognose angenehm überrascht. Für das abgelaufene zweite Quartal gehen Finanzexperten im Schnitt davon aus, dass Umsatz und operativer Gewinn (Core) im einstelligen Prozentbereich gewachsen sind. Beim Umsatz erwarten sie 13,2 Milliarden, beim operativen Gewinn 4,4 Milliarden US-Dollar.
Nicht ganz einig sind sich die Experten allerdings, ob dies auf Gruppenebene oder nur für die Pharmasparte Innovative Medicines passieren wird. Auch gehen die Meinungen auseinander, ob beides, Umsatz- und Gewinnerwartung erhöht wird oder nur für eine der beiden Kennzahlen.
Gleichzeitig bleibt der Blick nach vorne etwas unklar, heisst es etwa bei Morgan Stanley. Denn während etwa für das Schuppenflechtemittel Cosentyx wegen Anpassungen für Erlösminderungen auch im zweiten Quartal sinkende Umsätze gesehen haben dürfte, dürfte die Krebstherapie Pluvicto erst im weiteren Geschäftsverlauf von den ausgeweiteten Kapazitäten profitieren.
Fragen dürfte es auch zum Herzmittel Entresto geben. Erst vor wenigen Tagen hat Novartis in den USA einen Patentstreit für den Blockbuster verloren. Offen ist derweil, ob Novartis weitere Angaben zur geplanten Abspaltung von Sandoz geben wird. Darüber hinaus dürften sich Währungseinflüsse tendenziell negativ bei Novartis bemerkbar gemacht haben. Der Konzern rapportiert in US-Dollar. Zuletzt ist der Greenback gegenüber dem Franken und anderen Währungen wieder stärker unter Druck geraten.
Höheres Wachstum erwartet
Das Novartis-Management erwartet auf Konzernebene und inklusive Sandoz bei konstanten Wechselkursen ein Umsatzwachstum im mittleren einstelligen Prozentbereich. Das operative Kernergebnis soll im hohen einstelligen Prozentbereich zulegen.
Für den Kernbereich Innovative Medicines rechnet die Führung ebenfalls mit einer Umsatzzunahme im mittleren einstelligen Prozentbereich. Das operative Kernergebnis soll im hohen einstelligen bis niedrigen zweistelligen Prozentbereich wachsen.
Und auch für die vor der Abspaltung stehende Generika-Tochter Sandoz hatte die Konzernleitung die Erwartungen angehoben. So soll das Umsatzwachstum im mittleren einstelligen Prozentbereich liegen. Für das operative Kernergebnis wird dagegen weiterhin mit einem Rückgang im niedrigen zweistelligen Prozentbereich gerechnet.
Fokussierung auf wenige Behandlungsfelder
Die wohl mit Abstand wichtigste Meldung war der zuletzt verlorene Patentstreit in den USA für das Herzmittel Entresto. Das US-Bezirksgericht für den District of Delaware hat das Kombinationspatent für Entresto für ungültig erklärt. Generika könnten in der Folge früher auf den Markt kommen.
Darüber hinaus hat Novartis das Portfolio stärker auf die neuen Strategie ausgerichtet, sich auf einige wenige Behandlungsfelder zu fokussieren. Zu diesem Zweck etwa hat der Konzern das Augenmittel Xiidra an den US-Konzern Bausch verkauft. Dagegen soll die Übernahme von Chinook Therapeutics die Nieren-Pipeline stärken.
Ansonsten gab es seit Ende April vor allem von Sandoz verschiedene Nachrichten. An verschiedenen Investoren-Anlässen warb die Tochter um interessierte Anleger. Dabei stellte die Gruppe wachsende Gewinnzahlen und höhere Dividenden in Aussicht.
In den letzten Wochen lieferte Novartis zwar auch immer wieder Udates zu verschiedenen Pipeline-Projekten, die grossen Würfe waren allerdings nicht dabei.
(AWP/cash)