Die SAP-Aktie sackte zunächst um bis zu 2,6 Prozent ins Minus. Zuletzt gehörte sie mit einem Abschlag von 1,5 Prozent auf 224,50 Euro immer noch zu den schwächsten Titeln im Dax . Seit dem Jahreswechsel hat sie damit rund fünf Prozent eingebüsst.
Konkret geht es bei den Ermittlungen um die Frage, ob konkurrierende Unternehmen, die ebenfalls Wartungen für die Software des deutschen Konzerns anbieten, wettbewerbswidrig benachteiligt werden.
«SAP ist der Ansicht, dass die eigenen Richtlinien und Massnahmen vollständig mit den Wettbewerbsregeln im Einklang stehen», teilte das Unternehmen mit. «Wir nehmen die Bedenken der Kommission jedoch ernst und arbeiten eng mit ihr zusammen, um eine Lösung zu finden. Materielle Auswirkungen auf unsere Finanzergebnisse werden nicht erwartet.»
Was die EU-Kommission prüft
In einer vorläufigen Bewertung des Falls legt die Kommission ihre wettbewerbsrechtlichen Bedenken dar. Demnach verlange der deutsche Konzern von seinen Kunden, die Software nur von SAP warten zu lassen. Zudem müssten Kunden dieselbe Art von Wartungs- und Supportleistungen zu denselben Preisbedingungen wählen. Dies könne Kunden daran hindern, Wartungs- und Supportleistungen verschiedener Anbieter zu unterschiedlichen Preis- und Supportniveaus zu kombinieren, obwohl dies für sie günstiger wäre.
Auch wirft die EU-Kommission SAP vor, dass Kunden Wartungs- und Supportleistungen für ungenutzte Softwarelizenzen nicht kündigen können - sie also für ungewünschte Leistungen weiter zahlen müssten. Kunden, die nach einer Auszeit wieder Dienstleistungen von SAP abonnieren, müssten ausserdem eine Wiederaufnahmegebühr und Nachzahlungen leisten, heisst es weiter. Die Brüsseler Behörde verdächtigt das Unternehmen daher, seine Kunden auszubeuten und Drittanbieter im Wettbewerb unlauter einzuschränken.
SAP könnten Strafen drohen
Die Kommission leite nun eine tiefgreifende Untersuchung ein, hiess es. Um die Bedenken der Kommission auszuräumen, könne SAP verpflichtende Zusagen für Anpassungen vorlegen. Dem deutschen Unternehmen könnten ansonsten Strafen drohen.
SAP ist Deutschlands wertvollstes Unternehmen und lag in diesem Jahr zwischenzeitlich auch auf Platz eins in Europa. Der Konzern ist vor allem für seine Software zur Unternehmenssteuerung (ERP) bekannt. Diese fungiert laut Unternehmensangaben «als zentrales Nervensystem eines Unternehmens», wobei Geschäftsprozesse wie Finanzen, Personal, Fertigung, Vertrieb oder Beschaffung abgebildet werden können. Viele Menschen, die in deutschen Büros arbeiten, dürften in irgendeiner Form mit Produkten von SAP in Berührung kommen. Und sei es nur, um Urlaub zu beantragen oder Reisekosten abzurechnen./tre/DP/stw
(AWP)