Auch Regeln zum Umgang mit ungenutzten Importquoten werden geändert. «Die verschärften Massnahmen sollen den EU-Stahlproduzenten Luft verschaffen, um ihre Produktion zu steigern und dadurch verlorene Marktanteile zurückzugewinnen», erklärte die EU-Kommission. Gleichzeitig sei es Ziel, die Beschäftigung und Investitionen in die grüne Stahlproduktion zu fördern.

Als Hintergrund der Entscheidung nennt die Brüsseler Behörde den erheblichen Druck durch globale Überkapazitäten, steigende Exporte aus China sowie die neuen Sonderzölle für Stahleinfuhren in die USA. Konkret möchte die Europäische Kommission verhindern, dass Stahl aus China auf den EU-Markt ausweicht. Eine Untersuchung habe ergeben, dass sich die Lage der Stahlbranche aufgrund des steigenden Importdrucks und der sinkenden Nachfrage weiter verschlechtert.

Änderungen ab 1. April gültig

Die meisten Änderungen treten nach Kommissionsangaben am 1. April in Kraft, Änderungen an der so genannten Liberalisierungsrate sowie die Abschaffung der Übertragung bestimmter ungenutzter Import-Volumina am 1. Juli.

Die von der Welthandelsorganisation (WTO) vorgeschriebene Liberalisierungsrate bezeichnet den jährlichen Prozentsatz, um den die im Rahmen von Schutzmassnahmen eingeschränkte zollfreie Importmenge wieder erhöht wird. Sie lag bei den EU-Schutzmassnahmen für Stahl bislang bei 1 Prozent und wird ab Juli nun nur noch 0,1 Prozent betragen.

Keine Auswirkung auf Schweizer Stahlindustrie

Dementsprechend wird auch die Importmenge von Stahlprodukten aus der Schweiz in die EU für die Zeitspanne von Juli 2025 bis Juni 2026 im Vergleich zur gleichen Zeitspanne in den Jahren 2024 und 2025 um 0,1 statt 1 Prozent erhöht.

Anders als bei China ist aber nicht damit zu rechnen, dass Schweizer Stahlerzeugnisse aufgrund der Schutzzölle der USA vermehrt auf den EU-Markt gelangen. Deshalb dürften die Massnahmen aus Brüssel keine Auswirkungen auf Stahlexporteure aus der Schweiz haben, sagte Andreas Steffes, Geschäftsführer des Dachverbandes Metal Suisse, der die Interessen der Stahlindustrie vertritt, auf Anfrage der Nachrichtenagentur Keystone-SDA.

Der Verband der europäischen Stahlindustrie (Eurofer) hatte zuletzt mitgeteilt, dass er die neuen US-Zölle als erhebliche Bedrohung für die Produktion in der EU sehe - unter anderem, weil dadurch US-Exportgeschäfte im Umfang von bis zu 3,7 Millionen Tonnen verloren gehen könnten. Darüber hinaus wies Eurofer darauf hin, dass die USA 2024 etwa 23 Millionen Tonnen Stahlprodukte aus Drittländern ausserhalb der EU importiert haben. Diese Volumina könnten nun massiv auf den europäischen Markt umgelenkt werden.

(AWP)