Hintergrund ist ein erst einmal abgewendeter Streik in einer australischen Anlage für Flüssiggas (LNG). Nach einer langen Verhandlungsnacht hätten die Gewerkschaften ein "starkes Angebot" der Betreiberfirma in Grundzügen angenommen, berichtete die Nachrichtenagentur Bloomberg. Details der Einigung sollen im Lauf des Donnerstags bekannt gegeben werden, nachdem die Gewerkschaften zu einer Beratung mit ihren Mitgliedern zusammengekommen sind.

Es bleibe abwarten, was die Gewerkschaften letztlich entscheiden, aber im Moment sehe alles danach aus, dass ein Streik in der Region North West Shelf vermieden werden kann, schrieben Analysten der Bank ING. Die Einigung beträfe derweil nur einen von drei möglichen Arbeitsausständen in Australien.

Nach Verhandlungen zwischen dem Ölkonzern Chevron und seinen Beschäftigten an zwei seiner LNG-Anlagen haben zwar die Gewerkschaften nun dort Streikmassnahmen beschlossen, doch diese Entscheidung wirkte sich kaum auf den Gaspreis aus. Die beiden Verflüssigungsanlagen des US-Konzerns machen rund fünf Prozent der globalen Kapazität aus.

Zwar sind die europäischen Gasspeicher gut gefüllt, in Deutschland etwa beträgt der Füllstand über 93 Prozent. Dennoch ist die Region auf stetige Lieferungen von Flüssiggas angewiesen. Australien beliefert in erster Linie den asiatischen Markt. Sollten diese Lieferungen allerdings ausfallen, könnten Europas Lieferanten wie etwa Katar oder die USA einspringen und das Angebot hierzulande verknappen.

Der Preis für europäisches Erdgas liegt mittlerweile wieder deutlich unter dem Niveau, das er kurz vor Beginn des Krieges in der Ukraine im Februar 2022 hatte, allerdings immer noch höher als 2021, bevor sich der Konflikt zwischen Russland und der Ukraine zuzuspitzen begann.

Nach Ausbruch des Krieges wurde im vergangenen Sommer ein Rekordpreis von mehr als 300 Euro je MWh gezahlt, nachdem Russland die Gaslieferungen nach Europa stark gedrosselt hatte./jcf/la/mis