Konkret hat Evolva gemäss Mitteilung vom Dienstag mit der Schweizer Lallemand-Tochter Danstar Ferment AG einen Vertrag über den Verkauf bzw. Kauf von 100 Prozent der Aktien der Evolva AG unterzeichnet. Diese ist eine 100 Prozent-Tochter der Evolva Holding und hält alle operativen Aktivitäten.

Lallemand mit Sitz in Montreal ist auf die Herstellung und den Vertrieb von Hefe- und Bakterienprodukten spezialisiert und beschäftigt nach eigenen Angaben weltweit rund 5000 Mitarbeitende. Evolva wiederum hat sich auf Inhaltsstoffe aus der Natur spezialisiert, die in den Bereichen Aromen und Düfte, Gesundheitsinhaltsstoffe und Gesundheitsschutz eingesetzt werden.

Der Kauf- bzw. Verkaufspreis beträgt laut den Angaben 20 Millionen Franken, vorbehaltlich üblicher Anpassungen nach der Unterzeichnung bzw. dem Vollzug der Transaktion. Darüber hinaus wurde eine zusätzliche Zahlung von bis zu 10 Millionen Franken vereinbart, falls Evolva bestimmte produktbezogene Umsatzziele in den nächsten 18 Monaten erfüllt.

Liquidationsdividende

Der Nettoerlös aus der Transaktion soll - nach Befriedigung aller Gläubigeransprüche und nach Ablauf von Gewährleistungsfristen - an die Evolva-Aktionäre ausgeschüttet werden. Zum Schluss ist die Liquidation des Unternehmens vorgesehen.

Basierend auf den heute verfügbaren Informationen schätzen die Evolva-Verantwortlichen die Liquidationsdividende auf zwischen 0,70 und 2,40 Franken pro Aktie - je nachdem, ob die Ziele aus der Zusatzvereinbarung erreicht werden oder nicht.

Der aktuelle Aktienkurs (-75 Prozent auf 97 Rappen am frühen Dienstagnachmittag) lässt allerdings darauf schliessen, dass Marktteilnehmer dem Unternehmen in Bezug auf die vereinbarte Zusatzzahlung nicht allzu viel Kredit einräumen.

Nicht total überraschend

Grundsätzlich kommen die heutigen News nicht total überraschend. Das Management des Unternehmens mit Sitz in Reinach/BL hatte im vergangenen Juni wegen Geldmangel eine «umfassende Prüfung strategischer Alternativen» in die Wege geleitet, weil sonst im ersten Quartal 2024 der Betrieb hätte eingestellt werden müssen.

Die «begrenzte finanzielle Flexibilität und die derzeit negative Marktstimmung für industrielle Biotech-Unternehmen in der Frühphase» hätten sich aber als grosse Herausforderung herausgestellt, so Evolva. Daher sei der Verwaltungsrat zur Überzeugung gelangt, dass die Vereinbarung mit Lallemand «im besten Interesse» des Unternehmens und aller Stakeholder sei.

«Insbesondere sichert sie die Zukunft des operativen Geschäfts für alle Mitarbeiter, Kunden und Partner, verhindert einen Konkurs und maximiert unter den derzeitigen Umständen die finanziellen Vorteile für Gläubiger und Aktionäre», heisst es in der Mitteilung wörtlich.

Dekotierung in 6 bis 12 Monaten

Der Verwaltungsrat empfiehlt den Aktionären denn auch «einstimmig», der Transaktion zuzustimmen. Dies empfiehlt den Angaben nach auch die mit einem Anteil von rund 25 Prozent grösste Aktionärin Nice & Green SA.

Evolva werde dazu in den kommenden Tagen zu einer ausserordentlichen Generalversammlung einladen. An der Versammlung, die voraussichtlich noch in diesem Jahr stattfinden werde, sollen die Teilhaber dann nicht nur der Transaktion, sondern auch der darauffolgenden Liquidation und der Dekotierung der Evolva-Aktien von der Schweizer Börse SIX ihr Plazet geben.

Letztere werde dann nach einer üblichen Frist von sechs bis 12 Monaten nach der ausserordentlichen Generalversammlung erfolgen, die Liquidation dürfte im ersten Quartal 2026 abgeschlossen werden, wie es heisst.

Die Evolva-Aktien waren Ende 2009 nach dem Zusammenschluss mit dem ebenfalls in der Region Basel tätig gewesenen Biotechunternehmen Arpida an die Schweizer Börse gelangt. Auch diesem war wegen Erfolglosigkeit das Geld ausgegangen. In jener Anfangsphase hatten die Evolva-Aktien auf adjustierter Basis fast 800 Franken gekostet.

uh/ra

(AWP)