Anleger fürchteten, dass weitere Zinserhöhungen die Belastungen für die Wirtschaft verschärfen könnten. «Noch zehren viele Firmen von den höheren Preisen, die sie bei ihren Kunden durchsetzen können», sagt Anlagestratege Jürgen Molnar vom Brokerhaus RoboMarkets. «Aber dieser Effekt dürfte bald vorbei sein und die nächste Berichtssaison könnte dies schon eindrucksvoll zeigen.»
Auf Wochensicht verlor der S&P 1,3 Prozent, der Dow Jones 0,75 Prozent und die Nasdaq 1,9 Prozent. Im Wochenvergleich ermässigte sich der Swiss Market Index um gut ein Prozent. Der deutsche Dax büsste unter anderem wegen der schwächelnden Konjunktur des wichtigen Handelspartners China mehr als ein Prozent ein.
«Im Moment ist zu viel Sand im Getriebe der Börse und das ist passend zum jahreszeitlichen Muster», sagt Jochen Stanzl, Chef-Marktanalyst des Online-Brokers CMC Markets. «Die Blätter an den Bäumen wechseln ihre Farbe von Grün über Gelb auf Rot, und in gewisser Weise scheint sich dies gerade auch am Aktienmarkt zu vollziehen.»
Sitzung der EZB am Donnerstag
Anleger taxieren die Wahrscheinlichkeit, dass die EZB am Donnerstag auf eine weitere Zinserhöhung verzichtet, derzeit auf etwa 63 Prozent. Mitte der alten Woche lag die Quote aber noch bei knapp 70 Prozent. Dass diese Entwicklung ausschliesslich von fallenden Aktienkursen begleitet wurde, zeige eindrucksvoll, welche Turbulenzen eine unerwartete Zinserhöhung auslösen könnte, warnt Portfolio-Manager Thomas Altmann vom Vermögensberater QC Partners. Experten erwarten eine lebhafte Debatte über die Geldpolitik und eine knappe Entscheidung.
Obwohl die US-Notenbank Fed erst in der darauffolgenden Woche über ihre Geldpolitik berät, beherrscht das Thema schon jetzt das New Yorker Börsenparkett. Anleger werden daher versuchen, aus den Verbraucherpreisen am Mittwoch und den Einzelhandelsumsätzen am Donnerstag Rückschlüsse auf die Zinsentwicklung zu ziehen.
Die Kauflaune der US-Verbraucher gilt als Hauptstütze der weltgrössten Volkswirtschaft. Experten erwarten bei den Einzelhandelsumsätzen für August ein Wachstum von 0,2 Prozent, nach einem Plus von 0,7 Prozent im Vormonat. Die Teuerung ist mit voraussichtlich ebenfalls 0,2 Prozent stabil geblieben.
Stotternder Konjunkturmotor
In Deutschland gibt der ZEW-Index am Dienstag Auskunft über die Stimmung der Investoren im September. Analysten erwarten einen Rückgang auf minus 15 Punkte. Das wäre der niedrigste Stand des Jahres.
Ein Grund für die trübe Stimmung ist der stotternde Konjunkturmotor: Die deutschen Unternehmen fuhren ihre Produktion im Juli den dritten Monat in Folge herunter und die Industrieaufträge brachen zu Beginn des zweiten Halbjahres so stark ein wie seit über drei Jahren nicht mehr.
«Die insgesamt dahindümpelnde Industrieproduktion passt zur Entwicklung des deutschen Bruttoinlandsproduktes, dem ebenfalls jegliche Dynamik abhandengekommen ist», sagt Thomas Gitzel, Chefvolkswirt bei der VP Bank. Führende Wirtschaftsforscher senkten daher ihre Prognosen für das kommende Jahr.
(Reuters/cash)