«Hauptgrund ist der demografische Wandel. Viele Menschen gehen in den nächsten Jahren in den Ruhestand», sagt Studienautor Jurek Tiedemann. «Wenn wir es nicht schaffen den Mangel abzufedern, wird das künftig für noch mehr Menschen im Alltag spürbar sein.» Wenn Kita- und Pflegeplätze fehlten, könnten Beschäftigte ihre Arbeitszeit nicht erhöhen, weil sie sich um Kinder und Angehörige kümmern müssten.

Die Studienautoren haben anhand der Daten von 2023 und der Trends der vergangenen Jahre untersucht, wie sich die Arbeitsmarktsituation in 1300 Berufen weiter entwickelt. Die grössten Engpässe drohen bei Verkäufern. Die Fachkräftelücke dort könnte von mehr als 12'900 auf 40'470 wachsen. Zu wenig junge Menschen entschieden sich für eine Ausbildung im Verkauf, so Tiedemann.

Auf dem zweiten Platz folgen Kindererzieherinnen und -erzieher mit rund 30'800 Stellen, die nicht besetzt werden können. Dahinter liegen Sozialarbeit und -pädagogik mit mehr als 21'150 sowie Gesundheits- und Krankenpflege mit gut 21'350.

Starke Zunahme der Beschäftigtenzahl in IT-Berufen

Die Experten haben auch untersucht, in welchen Berufen die Zahl der Beschäftigten am stärksten steigen und sinken könnte. Den grössten Zuwachs gibt es in der Kindererziehung. Bis 2028 werden voraussichtlich knapp 143'400 Stellen mit entsprechendem Personal neu besetzt werden können. Dies wird den Autoren zufolge jedoch nicht reichen, um den Bedarf zu decken. Einen erheblichen Anstieg von 26 Prozent wird es zudem in IT-Berufen geben. Grund dafür ist die Digitalisierung.

Den grössten Rückgang erwartet das IW in Metallberufen. Dort könnte die Zahl der ausgebildeten Fachkräfte bis 2028 um knapp 161'200 Stellen sinken. Viele Beschäftigte scheiden aus dem Berufsleben aus und zu wenig Nachwuchs kommt nach.

Ein ausserordentlich grosser Schwund wird auch bei ausgebildeten Bankkaufleuten prognostiziert. Die Zahl der Beschäftigten sinkt demnach um etwa 56'300. «Das Bankwesen wird automatisiert. Filialen werden geschlossen und Schalter gibt es immer seltener. Deshalb wird weniger Personal benötigt», sagt Tiedemann.

Die Experten raten, die Berufsorientierung an Schulen auszubauen, Anreize für eine längere Erwerbstätigkeit zu erhöhen und qualifizierte Zuwanderung in grossen Umfang zu erleichtern./cr/DP/zb

(AWP)