Die Verluste, die es zum Wochenstart an der Wall Street und in Europa gab, griffen am Dienstag auf Asien über. Der Finanzwerte-Index des MSCI Asia Pacific fiel um zeitweise 3,1 Prozent auf den niedrigsten Stand seit dem 29. November.

"Die Finanzmärkte gehen wie auf rohen Eiern", sagte John Woods, Chief Investment Officer der Credit Suisse für den asiatisch-pazifischen Raum, im Interview mit Bloomberg TV. Mit Blick auf den Zinserhöhungskurs der US-Notenbank fügte er an: "Mein Gefühl sagt mir, dass die Fed wahrscheinlich eine Pause einlegen wird, hauptsächlich wohl wegen Liquiditätsrisiken."

Am Montag waren Staatsanleihen am Finanzmarkt rege gesucht und die Renditen fielen angesichts der Erwartung, dass die Federal Reserve ihre Geldpolitik mit Blick auf die Turbulenzen im Bankensystem nicht weiter straffen wird. Der Anhebung der Zinsen hat den Wert von Anleihen in Bankportfolios geschmälert. Weitere Zinsanhebungen könnte die Lage von finanziell strauchelnden Instituten weiter verschärfen.

Der aggregierte Marktwert der Firmen im MSCI World Financials Index sowie dem MSCI EM Financials Index ist seit Freitag um etwa 465 Milliarden Dollar gesunken. Am Montag litten vor allem die Aktien amerikanischer Regionalbanken wie die First Republic Bank, die innerhalb von drei Sitzungen fast 73 Prozent abstürzte.

Die Aktien europäischer Banken und Versicherer brachen am Montag ebenfalls ein. Die Aktien der Credit Suisse fielen um 9,6 Prozent auf ein neues Rekordtief, da eine Ansteckung der SVB befürchtet wurde. Zudem teilte die Bank am Dienstagmorgen mit, "wesentliche Mängeln" bei den internen Kontrollen der Finanzberichterstattung festgestellt zu haben. An der Börse ging es für die Schweizer Bank, wenn auch gebremst, erneut abwärts.

Japanische Banken

In Asien gehören japanische Finanzwerte zu den am stärksten betroffenen Titeln. Sie hatten im Dezember stark zugelegt, als es Anzeichen dafür gab, dass die Bank of Japan nach Jahren der ultralockeren Geldpolitik zu einer Straffung übergeht.

Nippon-Banken gehören in Asien zu den Instituten mit den höchsten nicht realisierten Verlusten im Verhältnis zum Eigenkapital, wie aus von Bloomberg zusammengestellten Daten zu etwa 130 Kreditgebern im asiatisch-pazifischen Raum hervorgeht. Bei Jimoto Holdings, Tsukuba Bank und Fukushima Bank belaufen sich die nicht realisierten Verluste auf mindestens 9 Prozent des Eigenkapitals. Für alle drei Institute ging es innerhalb von drei Tagen an der Börse mehr als 10 Prozent bergab.

Das Risiko eines plötzlichen Bankruns, wie er die Silicon Valley Bank in den Ruin getrieben hat, ist bei den großen nordasiatischen Banken "minimal", wie Francis Chan von Bloomberg Intelligence schreibt. Er verweist auf die soliden Einlagen der Institute, ihren Mix an Vermögenswerten und ihre Liquidität. Kleinere Kreditinstitute indessen "könnten Liquiditäts- und Kreditrisiken bergen, die leicht zu übersehen" seien.

"Ich verkaufe heute Banken und Versicherer", sagt Taku Ito, leitender Fondsmanager bei Nissay Asset Management. "Das ist zweifellos eine Niederlage, aber ich denke, dass viele Fondsmanager das Gleiche tun, weil Bankaktien gestiegen sind und viele Vermögensverwalter im Wachstumsbereich Bankaktien aufgestockt haben."

(Bloomberg)