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Neuer Adidas-Chef verkündet Lösung für Millionen Schuhe

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Gulden: "Verbrennen ist nicht die Lösung"

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Skandal um Kanye West beherrscht Adidas-Hauptversammlung

(neu: mehr Gulden zu Ausblick, Strategie)

Fürth, 11. Mai (Reuters) - Adidas will die milliardenschweren Restbestände der vom Skandal-Rapper Kanye West designten "Yeezy"-Schuhe nun doch noch auf den Markt bringen. Der neue Adidas-Chef Björn Gulden verkündete die vorläufige Lösung auf der Hauptversammlung am Donnerstag in Fürth: Der Sportartikelkonzern werde Teile der Ware verkaufen und dafür Geld an Organisationen spenden, denen West mit seinen Äußerungen geschadet habe. "Die Ware zu verbrennen, ist nicht die Lösung", sagte Gulden. Adidas hatte den Vertrag mit West, der sich inzwischen "Ye" nennt, im Oktober aufgelöst. Dieser hatte immer wieder provoziert, zuletzt mit antisemitischen Äußerungen. Seither liegen Millionen "Yeezy"-Schuhe mit einem Verkaufswert von 1,2 Milliarden Euro auf Halde, die bereits produziert sind, deren Verkauf aber auf Eis gelegt wurde.

Wann und wie der Verkauf starte, sei offen, sagte Gulden. "An diesen Dingen arbeiten wir." Bei einem Verkauf der Ware stünden West aber auch die vereinbarten Provisionen zu - laut Medienberichten 15 Prozent des Umsatzes. Die Schuhe kosteten zuletzt mehrere hundert Euro - pro Paar.

Gulden verteidigte die jahrelange Zusammenarbeit von Adidas mit dem Rapper - "so schwierig er war. Aber er ist vielleicht der kreativste Kopf in unserer Industrie." Es sei aber auch richtig gewesen, sich von ihm zu trennen. Aktionärsvertreter kritisierten das lange Zögern von Adidas nach Wests Ausfällen - angeblich auch gegen Adidas-Mitarbeiter. Janne Werning von der Fondsgesellschaft Union Investment forderte Aufsichtsratschef Thomas Rabe auf zu erklären, wann Vorstand und Aufsichtsrat erstmals von diesen Vorwürfen erfahren hätten. "Was fehlte, war eine schnelle Entscheidung", sagte Anwältin Ines Straubinger von der Aktionärsvereinigung DSW.

Zu den Folgen der Entscheidung für den Gewinn äußerte sich Gulden nicht: Nach früheren Angaben standen bei einem Verzicht auf den Verkauf der "Yeezy"-Bestände 1,2 Milliarden Euro Umsatz und ein Gewinn von 500 Millionen Euro auf dem Spiel. Neben dem Verkauf oder der Zerstörung der Ware hatte Gulden erwogen, die Schuhe zu verschenken. Das wurde aber verworfen, weil die Ware dann auf Umwegen wohl doch in den Markt gelangt wäre. Zeitweise hatte die "Yeezy"-Produktlinie für acht Prozent des Umsatzes von Adidas und einen hohen Teil des Gewinns gesorgt. (Bericht von Alexander Hübner, redigiert von Hans Seidenstücker. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)