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Kilicdaroglu in Umfrage vor Erdogan

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Experte: Kilicdaroglu könnte von Ince-Rückzug profitieren

(Neu: Ince verzichtet auf Kandidatur)

11. Mai (Reuters) -

In der Türkei steigen wenige Tage vor der Präsidentschaftswahl die Chancen für einen Machtwechsel. Der langjährige Amtsinhaber Recep Tayyip Erdogan lag in einer am Donnerstag veröffentlichten Umfrage deutlich hinter seinem Herausforderer Kemal Kilicdaroglu. Zudem gab der Präsidentschaftskandidat Muharrem Ince überraschend seine Bewerbung auf. Meinungsforscher gehen davon aus, dass Kilicdaroglu von dieser Wendung bei der Wahl am Sonntag profitieren wird.

In der Erhebung des Instituts Konda sprachen sich 43,7 Prozent der Befragten für Erdogan und 49,3 Prozent für Kilicdaroglu aus. Die Umfrage wurde vor dem Rücktritt Inces erstellt. "Die Wahrscheinlichkeit, dass Kemal Kilicdaroglu gewinnt, ist mit dem Verzicht Inces gestiegen", sagte Konda-Chef Bekir Agirdir dem Nachrichtenportal T24. "Ich wäre nicht überrascht, wenn er auf 51 Prozent kommt."

Neben Erdogan und Kilicdaroglu verbleibt mit Sinan Ogan ein dritter Bewerber um das Präsidentenamt. Er kommt bei Konda auf 4,8 Prozent. Nach Erkenntnissen des Instituts würden seine Wähler bei einer Stichwahl mehrheitlich für Kilicdaroglu stimmen. Wenn am Sonntag kein Kandidat die absolute Mehrheit erreicht, ist eine Stichwahl am 28. Mai vorgesehen. Befragt wurden 3480 Wahlberechtigte am 6. und 7. Mai.

Ince, der in der Konda-Umfrage auf 2,2 Prozent der Stimmen kam, begründete seinen Rückzug mit einer Verleumdungskampagne. "Ich tue dies für mein Land", erklärte er und verzichtete auf eine Wahlempfehlung für seine Anhänger bei der Präsidentenwahl. Bei der zeitgleich stattfindenden Parlamentswahl rief er dazu auf, seine Partei zu wählen.

Nach 20 Jahren unter Präsident Erdogan steht die Türkei am Scheideweg. In Umfragen lieferten er und Kilicdaroglu sich lange Zeit ein Kopf-an-Kopf-Rennen. Die rund 64 Millionen Wahlberechtigten entscheiden bei der Wahl von Präsident und Parlament auch über das künftige politische System. Während Erdogan einen autoritären Führungsstil pflegt, hat Kilicdaroglu einen demokratischen Neuanfang angekündigt. (Bericht von Ece Toksabay und Birsen Altayli, geschrieben von Jörn Poltz und Hans Busemann Redigiert von Christian Götz. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)