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Börsen suchen nach Richtung
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US-Schuldenstreit belastet
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Leitzins in Großbritannien steigt auf 4,5 Prozent
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Bayer brechen nach Zahlen ein
(Neu: Aktualisierte Kurse, US-Futures)
Frankfurt, 11. Mai (Reuters) - Inmitten einer Flut von Firmenbilanzen haben sich Europas Börsen am Donnerstag seitwärts bewegt. Der EuroStoxx50 verlor bis zum Nachmittag 0,3 Prozent auf 4294 Punkte, der Dax 0,6 Prozent auf 15.798 Punkten. Die Futures für die wichtigsten US-Indizes fanden keine klare Richtung und pendelten um ihre Vortageskurse.
Der erhoffte Schub durch die US-Inflationszahlen sei insgesamt ausgeblieben, sagten Börsianer. Die jüngsten Zinsanhebungen der US-Notenbank Fed schienen zwar allmählich zu wirken, wie sich an der überraschend gesunkenen Aprilrate zeige. Der Kampf gegen die Teuerung bleibe jedoch ein langer Weg. "Während die Inflation in die richtige Richtung tendiert, sehen wir immer noch das Potenzial für Enttäuschung", sagte Mark Haefele, Chef-Anleger der Vermögensverwaltung der Bank UBS.
Auf die Stimmung drückte auch der anhaltende Streit um die Anhebung der US-Schuldengrenze. Der drohende Finanzkollaps der USA ist ein weiteres Risiko für die ohnehin schon träge Weltwirtschaft und könnte auch das Treffen der Finanzminister aus den sieben führenden Industrienationen (G7) in Japan überschatten, das Anleger genau im Blick behalten. Die Sorgen drückten unter anderem die Ölpreise. Die Nordsee-Sorte Brent und die leichte US-Sorte WTI verbilligten sich um jeweils rund ein Prozent auf 75,66 beziehungsweise 71,81 Dollar pro Barrel (159 Liter).
LEITZINS IN GROSSBRITANNIEN STEIGT AUF 4,5 PROZENT
Die hartnäckig hohe Inflation in Großbritannien zwang unterdessen die Bank von England (BoE) zu einer immer strafferen Zinspolitik. Die Währungshüter um Notenbankchef Andrew Bailey erhöhten den geldpolitischen Schlüsselsatz am Donnerstag um einen Viertelpunkt auf 4,50 Prozent. Dies ist das höchste Niveau seit 2008. Von der Nachrichtenagentur Reuters befragte Ökonomen hatten mit der Erhöhung gerechnet. Es war bereits die zwölfte Anhebung in Folge.
Mit immer höheren Zinsen versucht die Notenbank, die alarmierend hohe Teuerung auf der Insel in den Griff zu bekommen. Die Inflationsrate ist mit zuletzt 10,1 Prozent die höchste in Westeuropa: Sie liegt in Großbritannien als einzigem Land in der Region im zweistelligen Bereich. Volkswirte der Commerzbank gingen zwar zunächst nicht von weiteren Zinsschritten aus. "Die Tatsache, dass das Kommuniqué nicht versucht, die Spekulationen auf weitere Schritte zu dämpfen, spricht allerdings dafür, dass das Risiko zumindest einer weiteren Anhebung hoch ist", hieß es im Commerzbank-Bericht.
BAYER UND SUSE BRECHEN EIN - MERCK UND ING HÖHER
Zudem hatten die Anleger eine Flut von Firmenbilanzen zu verarbeiten. Abgestraft wurden Bayer nach einem schwachen Jahresstart. Die Aktien brachen um 6,5 Prozent auf 54,51 Euro ein und standen damit so niedrig wie seit vier Monaten nicht mehr. Nach einer Prognosesenkung stürzten auch die Aktien von Suse um 16,6 Prozent ab und steuerten auf den größten Tagesverlust seit knapp acht Monaten zu.
Trotz Einbußen im Geschäft mit Flüssigkristallen und Halbleiterchemikalien griffen Anleger dagegen bei Merck-Aktien zu, die um 2,2 Prozent zulegten. Die Analysten der Investmentbank Jefferies verwiesen auf den weniger als befürchtet ausgefallenen Rückgang des bereinigten Betriebsgewinnes. ING konnte ebenfalls bei den Investoren punkten. Die niederländische Großbank will nach einem Gewinnsprung im ersten Quartal eigene Aktien zurückkaufen. Die Papiere stiegen um 3,2 Prozent.
In den USA fielen Aktien von Walt Disney nach einem überraschenden Rückgang der Streaming-Abonnentenzahl vorbörslich um 5,7 Prozent. Besser als erwartet ausgefallene Quartalszahlen trieben dagegen die Aktien der amerikanischen Donut-Kette Krispy Kreme um mehr als vier Prozent.
(Bericht von Zuzanna Szymanska und Anika Ross. Redigiert von Olaf Brenner. Bei Rückfragen wenden Sie sich an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)