*

Bayer erwartet Jahresziele nun am unteren Ende der Prognose

*

Preisverfall bei Glyphosat belastet

*

Letzte Quartalsbilanz für Vorstandschef Baumann

(Neu: weitere Einordung, Details zu Glyphosatpreisen, Kurs)

Frankfurt, 11. Mai (Reuters) - Bayer hat mit niedrigeren Glyphosat-Preisen und einem schwächeren Pharmageschäft zu kämpfen. Nach einem deutlichen Ergebnisrückgang im ersten Quartal ist für den Leverkusener Pharma- und Agrarkonzern nur noch das untere Ende seiner Jahresziele greifbar. "Insgesamt rechnen wir mit einer Zielerreichung im unteren Korridor unserer Prognose", sagte der scheidende Vorstandschef Werner Baumann am Donnerstag. Belastend wirkt sich vor allem der Preisverfall bei glyphosathaltigen Unkrautbekämpfungsmitteln aus. Hinzu kommen die Inflation und hohe Forschungskosten für neue Medikamente. Im Pharmageschäft hinterlassen deutliche Umsatzrückgange bei Bayers Blockbuster, dem Gerinnungshemmer Xarelto, ihre Spuren.

Anleger warfen Bayer-Aktien aus ihren Depots: Die Papiere waren mit einem Minus von sechs Prozent größter Dax-Verlierer.

Risiken für den weiteren Jahresverlauf sieht Bayer im Wesentlichen wegen der deutlich reduzierten Marktpreiserwartungen für Glyphosat. Der Umsatz mit diesen Produkten dürfte 2023 wohl im Mittel um etwa 1,7 Milliarden Euro statt wie ursprünglich gedacht um 900 Millionen Euro sinken. 2022 hatte Bayer noch von deutlich höheren Preisen und einem Umsatzsprung von 44 Prozent im Herbizid-Geschäft profitiert, nachdem es bei der Konkurrenz zu Engpässen in der Produktion infolge des Hurrikans Ida kam und auch chinesische Anbieter die Lücke pandemiebedingt nicht schließen konnten. Die Preise sind nun deutlich gesunken, da die Wettbewerber wieder auf den Markt zurückgekehrt sind. Im ersten Quartal verbuchte Bayer vor allem deshalb Sonderaufwendungen von 431 Millionen Euro.

Für 2023 rechnet der Leverkusener Konzern mit einem währungsbereinigten Umsatzplus von zwei bis drei Prozent auf 51 bis 52 Milliarden Euro. Das bereinigte operative Ergebnis (Ebitda) dürfte auf 12,5 bis 13 (Vorjahr: 13,5) Milliarden Euro sinken. Für das Agrargeschäft CropScience senkte Bayer seine Umsatzerwartungen und geht nur noch von einem währungsbereinigtem Wachstum von 1,5 Prozent aus statt von drei Prozent. Für die Pharmasparte und das Geschäft mit rezeptfreien Gesundheitsprodukten wurde der Ausblick bekräftigt.

CHINA BELASTET PHARMAGESCHÄFT

Im ersten Quartal fiel der bereinigte operative Gewinn um fast 15 Prozent auf 4,47 Milliarden Euro. Analysten hatten einen geringeren Rückgang auf gut 4,6 Milliarden Euro erwartet. Doch das Pharmageschäft von Bayer entwickelte sich schwächer als gedacht, dort belasteten vor allem Einbußen in China wegen der Pandemie und der Einkaufspolitik der chinesischen Regierung, die die Preise in dem Land drückt. Der Umsatz mit Xarelto - das umsatzstärkste Medikament von Bayer - brach um 13 Prozent ein. Insgesamt sank der Konzernumsatz um 1,7 Prozent auf 14,39 Milliarden Euro, währungsbereinigt ein Minus von gut ein Prozent. Unter dem Strich fuhr der Konzern einen Gewinn von knapp 2,18 Milliarden Euro ein, gut ein Drittel weniger.

Für Baumann ist es die letzte Quartalsbilanz. Das Ruder übernimmt zum 1. Juni der ehemalige Roche-Pharmachef Bill Anderson, der seit April Mitglied des Vorstandes ist. Investoren erwarten von ihm vor allem eine Wiederherstellung des Investorenvertrauens, das Baumann mit der milliardenschweren Übernahme von Monsanto verspielt hatte, und eine Überprüfung der Konzernstruktur. Die Altlasten aus dem Monsanto-Kauf hinterließen auch im ersten Quartal erneut Spuren: Gut 1,5 Milliarden Euro flossen ab, vor allem zur Beilegung von Verfahren im Zusammenhang mit der einst von Monsanto hergestellten Chemikalie PCB. Der Mittelzufluss (Free Cashflow) sackte deshalb auf minus 4,1 (Vorjahr: minus 1,18) Milliarden Euro ab, die Nettofinanzschulden erhöhten sich gegenüber Ende 2022 um mehr als 13 Prozent auf gut 36 Milliarden Euro. (Bericht von Patricia Weiß redigiert von Ralf Banser. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)