(Neu: Äußerungen CEO, CFO, Nucera)

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Nettoverlust von 223 Millionen Euro im Quartal

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Gestiegene Energie- und Rohstoffkosten belasten

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Prognosen für bereinigtes Ebit und Jahresüberschuss bestätigt

- von Tom Käckenhoff und Christoph Steitz

Düsseldorf, 11. Mai (Reuters) - "Ich liebe dieses Unternehmen" - mit diesem Bekenntnis hat die scheidende Thyssenkrupp-Chefin Martina Merz am Donnerstag die Zahlen zum zweiten Quartal präsentiert. "Ich wechsel vom Vorstandsvorsitz deshalb auch nur in den Fanclub von Thyssenkrupp", fügte die Managerin hinzu, die nach weniger als vier Jahren auf dem Chefsessel auf eigenen Wunsch Ende des Monats abtritt. Als Erfolg konnte Merz darauf verweisen, dass der am Markt vielbeachtete Free Cashflow vor M&A im Geschäftsjahr 2022/23 (per Ende September) erstmals seit Jahren auf einen leicht positiven Wert steigen könne. Bislang hatte Thysssenkrupp einen mindestens ausgeglichenen Wert in Aussicht gestellt. Im abgelaufenen Quartal lag der Wert bei minus 216 Millionen Euro nach zuletzt minus 772 Millionen Euro.

Von Januar bis Ende März fuhr der Traditionskonzern einen Nettoverlust ein. Unter dem Strich stand nach Anteilen Dritter ein Fehlbetrag von 223 Millionen Euro. Im Vorjahreszeitraum hatte Thyssenkrupp noch einen Gewinn von 565 Millionen Euro erzielt. Darin enthalten seien nun Wertberichtigungen von knapp 350 Millionen Euro in der Stahlsparte. Der um Sondereffekte bereinigte Gewinn vor Zinsen und Steuern (Ebit) sei auf 205 Millionen Euro geschrumpft nach 802 Millionen Euro vor Jahresfrist. Ursache hierfür seien insbesondere höhere Energie- und Rohstoffkosten in der Stahlsparte bei zugleich gesunkenen Preisen für den Werkstoff gewesen.

Merz erklärte, die Personalveränderung an der Spitze des Vorstands werde den geplanten Umbau zu einer klimaschonenden Produktion nicht bremsen. "Die wesentlichen strategischen Initiativen werden weiter konsequent verfolgt." Merz' Nachfolger soll zum 1. Juni Miguel Angel Lopez Borrego werden, der vom Industriezulieferer Norma Group kommt. Seine Aufgabe wird es unter anderem sein, eine Lösung für die konjunkturanfällige Stahlsparte zu finden. Merz erklärte, der Konzern führe sehr gute Gespräche. Sie würde aber hierzu in den kommenden Monaten keine finalen strategischen Entscheidungen erwarten. Thyssenkrupp Steel Europe fuhr im zweiten Quartal beim bereinigten Ebit einen Verlust von 14 Millionen Euro ein nach einem Gewinn von 479 Millionen Euro im Vorjahreszeitraum.

WASSERSTOFF-TOCHTER NUCERA SOLL AN DIE BÖRSE - ABER WANN?

Im Quartalsbericht sprachen sich Merz und Finanzchef Klaus Keysberg erneut für eine Verselbstständigung der Stahlsparte aus. Der Konzern schaffe weitere Voraussetzungen für eine eigenständige Aufstellung des Stahls. "Dazu gehört die Prüfung möglicher sektoren- und länderübergreifender Partnerschaften." In Frage kämen Energiepartnerschaften, durch die das Stahlgeschäft sicheren Zugang zu wettbewerbsfähigen Energiekosten erhalten würde. "Hier haben wir vielversprechende Gespräche mit möglichen Partnern aufgenommen."

Merz bekräftigte zudem, die Wasserstoff-Tochter Nucera an die Börse bringen zu wollen. "Die Entscheidung über einen möglichen Zeitraum für diesen Schritt hängt jedoch primär von der Situation am Kapitalmarkt ab." Thyssenkrupp bestätigte für den Gesamtkonzern die Prognose, wonach im Gesamtjahr das bereinigte Ebit auf einen Wert im mittleren bis hohen dreistelligen Millionen-Euro-Bereich sinken wird nach einem Gewinn von zuvor 2,1 Milliarden Euro. Beim Jahresüberschuss strebt der Konzern weiter einen mindestens ausgeglichenen Wert an. (Bericht von Tom Käckenhoff, Christoph Steitz redigiert von Ralf Banser. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)