Kurz nach 10.00 Uhr am Sonntag nahmen US-Finanzminister Scott Bessent und der chinesische Vizepremier He Lifeng ihre Gespräche wieder auf, wie die Nachrichtenagentur Keystone-SDA aus einer mit dem Dossier vertrauten Quelle erfuhr. Der US-Handelsbeauftragte Jamieson Greer war ebenfalls in Genf anwesend.
Hinweise über die Gespräche aus der Residenz des Schweizer Uno-Botschafters in Genf, Jürg Lauber, sicherten durch. Auf seinem eigenen sozialen Netzwerk berichtete Donald Trump von «grossen Fortschritten» seit Samstagmorgen und sprach sogar von einem «kompletten Reset» der Handelsbeziehungen zwischen den beiden Grossmächten auf «freundschaftliche, aber konstruktive» Weise.
«Wichtiger Schritt» laut Peking
Die amtliche Nachrichtenagentur China News hatte am Samstagnachmittag lediglich von einem «wichtigen Schritt» zur Beilegung der Differenzen gesprochen, ohne jedoch zu erwähnen, ob es zu Verbesserungen gekommen war.
Die USA erheben auf chinesische Exporte Zölle in Höhe von 145 Prozent und auf bestimmte Komponenten sogar 245 Prozent. Peking antwortete mit Zöllen in Höhe von 125 Prozent auf US-amerikanische Waren.
Am Freitag hatte der Chef des Weissen Hauses angedeutet, dass die Zölle auf chinesische Waren auf 80 Prozent gesenkt werden könnten, falls in Genf ein Durchbruch erzielt würde. Nach einer Einigung mit London am Donnerstag und einer Beschleunigung der Gespräche mit der Schweiz am Freitag versuchen die USA, eine Situation im Zollstreit zu beruhigen, die die Weltwirtschaft beeinträchtigt.
Vor den Gesprächen hatte Bessent gewarnt, dass am Ende des Wochenendes nicht mit einem grossen Handelsabkommen mit Peking zu rechnen sei. Vielmehr sei ein erster Ansatz zur «Deeskalation» zu erwarten.
Peking legte am Mittwoch vor dem Treffen mit Washington Konjunkturmassnahmen fest, darunter Zinssenkungen und auch eine grosse Liquiditätsspritze. China sieht sich in einer starken Position und gab am Freitag bekannt, dass seine Exporte im April um 8,1 Prozent gestiegen seien. Die Exporte in die USA seien hingegen um rund 18 Prozent gesunken.
Washington zufrieden mit Bern
Die Schweiz als Gastgeberland der aktuellen Gespräche hatte sich mehrfach erfreut über einen Erfolg ihrer guten Dienste geäussert und am Freitag auch selber Kapital daraus schlagen können. Die Gespräche mit Washington werden beschleunigt. Die Schweiz versucht zu verhindern, dass zusätzliche Zölle in Höhe von 31 Prozent gegen sie verhängt werden.
Am Samstag sagte Bessent, dass Schweizer Unternehmen ein Interesse an neuen Investitionen von 150 bis 200 Milliarden Franken in den USA signalisiert hätten. Er erwarte «nächste Woche» die Absichtserklärung, die die Schweiz in Washington vorlegen müsse.
(AWP)