Besonders Frauen seien häufig in Branchen mit erhöhter Sonntagsarbeitsquote beschäftigt, wie dem Gesundheitswesen, dem Gastgewerbe und dem Detailhandel, so die Sonntagsallianz. Sie gab bei der Universität Bern eine Studie zu den Auswirkungen der Sonntagsarbeit auf verschiedene Lebensbereiche in Auftrag gab. Auch Menschen ohne schweizerische Staatszugehörigkeit, junge Erwachsene und ältere Arbeitnehmende sind überdurchschnittlich betroffen.

Hinzu komme, dass Frauen eineinhalbmal so häufig wie Männer von prekären Arbeitsverhältnissen betroffen seien, wozu auch die eingeschränkte Möglichkeit zähle, die eigene Arbeitszeit selbst zu bestimmen, hiess es weiter. Studien würden darauf hindeuten, dass sich freiwillig geleistete Sonntagsarbeit weniger negativ auf das Wohlbefinden auswirke als fremdbestimmte.

Gesundheit leidet unter Sonntagsarbeit

Die Ergebnisse der Übersichtsstudie zeigen, dass Arbeit am Sonntag negative Auswirkungen auf die Gesundheit, Arbeitszufriedenheit und das Sozialleben habe. Besonders bei geringen Gestaltungsmöglichkeiten werden diese Effekte verstärkt. Darunter leiden nicht nur die Beschäftigten, sondern auch deren Familien, wie die Sonntagallianz bekannt gab.

Die gesundheitlichen Folgen reichen von Schlafstörungen über Herz-Kreislauf-Erkrankungen bis hin zu Depressionen, so die Forscherinnen. Der Wegfall von Erholungsphasen am Wochenende erhöhe auch das Risiko für emotionale Erschöpfung.

Vorstösse zur Auflockerung der Sonntagsarbeit

In der Schweiz gilt grundsätzlich ein Verbot der Sonntagsarbeit, mit zahlreichen Ausnahmen und Bemühungen zur Flexibilisierung. Die Sonntagsallianz stellt sich entschieden gegen Vorstösse wie die Standesinitiative für zwölf statt vier bewilligungsfreie Sonntagsverkäufe oder die parlamentarische Initiative von Ständerat Thierry Burkart (FDP/AG) zur Telearbeit. Diese würden zusätzliche Personenkreise mit Sonntagsarbeit konfrontieren.

In der Schweiz arbeiten gemäss einer Studie des Bundesamtes für Statistik (BFS) 15,6 Prozent regelmässig am Sonntag. Weitere 7,9 Prozent leisten unregelmässige Sonntagsarbeit. Dabei zeigen sich grosse Unterschiede zwischen den Wirtschaftsbereichen. In Branchen wie der Land- und Forstwirtschaft oder dem Gastgewerbe, der Beherbergung und Gastronomie muss jeder zweite Mitarbeitende am Sonntag arbeiten. Im Gesundheits- und Sozialwesen oder bei Verkehrsunternehmen sind es knapp weniger als ein Drittel.

Gewerkschaften zeigen sich besorgt

«Die Auswirkungen bereiten uns als Gewerkschaft grosse Sorge», sagte Vania Alleva, Vizepräsidentin des Schweizerischen Gewerkschaftsbundes, vor Ort. «Die politische Ignoranz gegenüber den Bedürfnissen der Arbeitnehmenden ist nicht nur enttäuschend - sie ist gefährlich.»

Die gesundheitsbedingten Absenzen seien auf einem nie dagewesenen Niveau, so Adrian Wüthrich, Präsident von Travail Suisse. «Als Folge des verbreiteten Stresses bei der Arbeit und der wachsenden Erschöpfung fehlen immer mehr Arbeitnehmende bei der Arbeit», führte er aus.

Die Sonntagsallianz ist ein Zusammenschluss von Frauenverbänden, Gewerkschaften, politischen Parteien, Kirchen und der Schweizerischen Gesellschaft für Arbeitsmedizin. Durchgeführt wurde die in Auftrag gegebene Studie vom Interdisziplinären Zentrum für Geschlechterforschung der Uni Bern.

Die Untersuchung zeige grosse Forschungslücken zur Sonntagsarbeit in der Schweiz auf. Bis auf eine Studie des BFS gebe es keine aktuellen Daten für die Schweiz. Viele Resultate kommen aus dem Ausland, die in den Ergebnissen festgehaltenen Aussagen seien aber verifiziert worden, so die Forscherinnen.

(AWP)