"Die Unsicherheit um das Ende der Zinserhöhungszyklen und deren wirtschaftliche Auswirkungen hält an", schreiben die Experten der Helaba. "Und selbst wenn der Zinsgipfel erreicht ist, wird es länger dauern, bis die US-Notenbank Fed und die Europäische Zentralbank (EZB) in den Senkungsmodus umschalten." So wich bereits in der alten Woche die anfängliche Hoffnung auf eine Zinspause nach den jüngsten Fed- und EZB-Sitzungen neuen Ängsten und Zweifeln. Die Stimmung der Anleger kippte, nachdem die Rating-Agentur Fitch die Bonität der USA mit "AA+" eine Stufe niedriger angesetzt hatte. Der Dax gab im Wochenvergleich um vier Prozent nach und ließ damit sein zuletzt erreichtes Rekordhoch von 16.258,97 Punkten weit hinter sich.

Caroline Randall, Portfolio-Managerin des Vermögensverwalters Capital Group, zeigte sich allerdings vorsichtig optimistisch. Die jüngsten Höchststände des Dax könnten die Anleger demnach noch dazu ermuntern, zu Aktien zu greifen. "Bei all der Unsicherheit, die uns umgibt – Ungewissheit über Inflation, Zinsen, Krieg und Rezession – ist es verständlich, dass die Menschen unschlüssig sind." Anleger sollten mit ihren Entscheidungen aber nicht warten, bis ausreichende Fakten vorlägen. Dann könnte es zu spät sein.

US-Inflation im Blick

Wegen der anhaltenden Spekulationen um die künftige Geldpolitik beiderseits des Atlantik richten Börsianer ihre Aufmerksamkeit erneut auf die Inflationsdaten. Am Dienstag stehen die endgültigen deutschen Verbraucherpreise für Juli auf dem Terminplan. Am Donnerstag folgen die Zahlen aus für die USA. Dort rechnen Analysten mit einer Teuerung von 0,2 Prozent zum Vormonat. "An der Makrodatenfront dürften nur die US-Inflationszahlen die Märkte wirklich beeinflussen – schließlich liefern sie wichtige Hinweise für die weitere Zinspolitik der Fed", sagt Robert Greil, Chefstratege der Privatbank Merck Finck.

Die Experten sind sich allerdings uneinig, wie die Daten ausfallen dürften. Greil erwartet keine deutliche Entspannung der US-Verbraucherpreise und rechnet daher mit einer weiteren Zinserhöhung der US-Notenbank im September. "Die Fed agiert im Kampf gegen die Inflation vielversprechend, gewonnen hat sie ihn aber noch nicht", sagt der Experte. Christoph Mertens, Fondsmanager bei der Fürst Fugger Privatbank, zeigt sich dagegen optimistisch. Ihm zufolge haben die USA und Europa den Gipfel der Zinserhöhungen erreicht oder stehen zumindest kurz bevor. "Die spannende Frage ist derzeit, was eigentlich auf dem Abstieg vom Gipfel passiert." In den kommenden zwölf Monaten könne mit ersten Zinssenkungen gerechnet werden.

Bei anderen Konjunkturdaten legt das Statistische Bundesamt am Montag die Daten zur Produktion im Juni vor. Experten erwarten einen weiteren Rückgang der Fertigung - und zwar um 0,4 Prozent. Zudem fühlt die Beratungsfirma Sentix den Börsianern den Puls. Experten erwarten, dass der Konjunkturpessimismus mit Blick auf die Wirtschaft der Euro-Zone im August zugenommen hat. Am Dienstag stehen die Daten zum chinesischen Außenhandel im Terminkalender. Der Exportweltmeister hat zuletzt die Konjunkturflaute bei wichtigen Handelspartnern zuletzt kräftig zu spüren bekommen. Zum Wochenschluss werden die Daten zum britischen Bruttoinlandsprodukt im zweiten Quartal veröffentlicht.

Bilanzsaison neigt sich dem Ende zu

In der neuen Woche hält die anhaltende Flut von Firmenbilanzen Investoren auf Trab. Das dürfte Analysten und Händlern zufolge weitere erratische Kursbewegungen auslösen. Grund sei, dass die Anleger in dieser Bilanzsaison verstärkt auf Details der Quartalsberichte achten. Optimistische Prognosen seien bei vielen Werten bereits eingepreist, sagt ein Börsianer. Anleger hätten sehr genaue Erwartungen an die Zahlen - auch wegen der vielen Investorenkonferenzen am Nachmittag, die "noch einmal mehr in Mode gekommen sind". Zudem suchten die Investoren zwischen den Zeilen Hinweise auf eine mögliche Rezession in der zweiten Jahreshälfte. Dementsprechend zeigten auch in der alten Woche viele Werte eine nicht unmittelbar verständliche Reaktion auf die Zahlen.

Allein aus dem Dax öffnet ein knappes Dutzend Konzerne die Bücher. Dazu gehören der Versicherer Allianz, der Versorger E.ON und die Deutsche Telekom. Im Ausland geben unter anderem der Paketdienst UPS und der Unterhaltungskonzern Walt Disney Zahlen bekannt.

Zur Halbzeit der Bilanzsaison stehe es eins zu null für die USA, sagt Mark Decker, Chef der Vermögensverwaltung des Bankhauses Merck Finck. "Während in den USA circa 80 Prozent der Unternehmen in Bezug auf die Gewinne überraschen konnten, waren es in Europa um die 50 Prozent." Insgesamt seien die Zahlen besser als befürchtet ausgefallen.

(Reuters)