Auf der Seite der Leistungserbringer sind vor allem Arztpraxen und ambulante Zentren, Krankenhäuser und sozialmedizinische Institutionen wie Pflegeheime für das Ausgabenwachstum verantwortlich, wie die ETH-Konjunkturforschungsstelle (KOF) am Dienstag in Zürich vor den Medien bekannt gab. Der Detailhandel - vorwiegend Apotheken - macht nur einen geringen Teil der Kosten aus.
Finanziell trägt weiterhin in erster Linie die obligatorische Krankenpflegeversicherung den Anstieg der Ausgaben. Dies dürfte zu höheren Prämien führen.
Gemäss KOF werden die Gesundheitskosten in diesem Jahr mit 3,7 Prozent, im kommenden Jahr mit 3,6 Prozent und 2027 mit 3,5 Prozent auf hohem Niveau weiterwachsen. Die gesamtschweizerischen Gesundheitsausgaben von knapp 94 Milliarden Franken im Jahr 2023 steigen auf 109,6 Milliarden im Jahr 2027.
Wachsender Wirtschaftsfaktor
Setzt man die Gesundheitsausgaben ins Verhältnis zur gesamten Wirtschaftsleistung, zeigt sich die wachsende Bedeutung des Sektors: Der Anteil am Bruttoinlandprodukt (BIP) wird nach Einschätzung der KOF innerhalb von 30 Jahren von 8,9 Prozent (1997) auf 12,2 Prozent (2027) gestiegen sein.
Im Vergleich der 38 Mitgliedsstaaten der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) für das Jahr 2024 liegt die Schweiz auf Rang vier. Die Gesundheitsausgaben in der Schweiz sind damit international gesehen hoch. Allerdings nimmt das Schweizer Gesundheitssystem bei den gängigen Qualitätsindikatoren tendenziell auch einen guten Rang ein.
Aus gesamtwirtschaftlicher Sicht ist ein zunehmender Anteil der Gesundheitsausgaben an den Gesamtausgaben einer Volkswirtschaft bei einer älter werdenden Gesellschaft nach Einschätzung der KOF nicht an sich problematisch.
Vor grossen Herausforderungen
Doch stehe das schweizerische Gesundheitssystem vor grossen Herausforderungen, von Effizienz-, Qualitäts- und Verteilungsfragen über die Digitalisierung und den Einsatz Künstlicher Intelligenz bis hin zur Sicherheit der Medikamentenversorgung und der Bewältigung der Antibiotikaresistenzkrise.
Im Auftrag des Preisvergleichsportals Comparis erstellt das KOF-Institut Prognosen für die Entwicklung der schweizerischen Gesundheitsausgaben. Es unterhält nach eigenen Angaben ein ökonometrisches Modell, das die Entwicklung in den einzelnen Kategorien erfasst. Die Prognose ist unterteilt in die Untergruppierungen «Leistungen», «Leistungserbringer» und «Direktzahler».
In diesem KOF-Modell bilden die Wirtschafts- und die Bevölkerungsentwicklung die wichtigsten Bestimmungsgrössen für die Ausgabenentwicklung im Gesundheitswesen.
Die Voraussagen für Konjunktur und Demografie, die das Modell braucht, werden den Konjunkturprognosen des KOF-Instituts sowie den Bevölkerungsszenarien des Bundesamtes für Statistik entnommen. Neben den Modellberechnungen werden in den Prognosen der Gesundheitsausgaben auch Sonderfaktoren wie etwa gesundheitspolitische Massnahmen berücksichtigt.
(AWP)