«Unser Lageradar zeigt 15 Brennpunkte gleichzeitig - eine solche Bedrohungsdichte haben wir noch nie erlebt», sagte der Chef des Nachrichtendiensts des Bundes (NDB), Christian Dussey, am Mittwoch laut einer Mitteilung vor den Medien in Bern. Die globale Konfrontation treffe die Schweiz direkt.

Die globale Rivalität zwischen den USA und China werde die Sicherheitspolitik der nächsten Jahre prägen, hält der Lagebericht «Sicherheit Schweiz 2025» des NDB fest. Russland, China, Nordkorea und Iran arbeiteten enger zusammen und wollten die internationale Ordnung verändern. 2025 dürfte der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine weitergehen.

Russische und chinesische Spione

Parallel dazu eskalierte der Konflikt zwischen Israel und dem Iran. Diese parallelen Krisen verstärken die globale Unsicherheit. Und das spitzt die Spionagegefahr in der Schweiz gemäss dem NDB zu: Als Technologiestandort und Gaststaat internationaler Organisationen wird sie zum strategischen Ziel fremder Nachrichtendienste.

Die grösste Spionagedrohung geht gemäss dem NDB von Russland und China aus. Beide Staaten unterhalten in der Schweiz eine grosse nachrichtendienstliche Präsenz. Ihr Interesse gilt Bundesbehörden, Firmen, internationalen Organisationen und Forschungseinrichtungen.

Die Konkurrenzsituation zwischen den Grossmächten macht die Schweiz auch zu einem bevorzugten Platz für Sanktionsumgehungen oder den Handel mit verbotenen Gütern. Russland, Iran und Nordkorea versuchen nach Erkenntnissen des NDB vermehrt, Dual-use-Güter und Technologien für ihre Rüstungs- und Nuklearprogramme in der Schweiz zu beschaffen.

Bei der Bekämpfung von Sanktionsumgehungen und bei der Proliferation steht der NDB in engem Kontakt mit dem Staatssekretariat für Wirtschaft. Beide Bundesstellen zusammen sensibilisieren Schweizer Unternehmen für die Risiken auf diesem Gebiet.

Technologie sei der Schlüssel zur Macht, erklärte Dussey. Sowohl für die Spionage als auch für Sanktionsumgehungen und Proliferation sei der Innovationsstandort Schweiz interessant. Das stelle den Nachrichtendienst vor grosse Herausforderungen, welche er nur mit nationaler und internationaler Zusammenarbeit bewältigen könne.

Erhöhte Terrorgefahr

Bei der erhöhten Terrorgefahr beunruhigt den NDB die Online-Radikalisierung Jugendlicher in besonderem Mass, wie er im Lagebericht weiter schrieb. Islamistische Einstellungen prägen dabei das Bild.

Die Radikalisierung Jugendlicher kann schnell geschehen. Entscheidend ist für den NDB die Früherkennung von Radikalisierungstendenzen. Zur Prävention arbeitet er mit Schulen, Jugendorganisationen und der Polizei zusammen. Exponiert bleiben wegen der Lage im Nahen Osten jüdische und israelische Personen und Einrichtungen.

Für Betreiber kritischer Infrastrukturen stellen Cyberattacken eine bedeutende Bedrohung dar. Gezielte Angriffe durch staatliche Akteure könnten im Rahmen einer hybriden Kriegsführung darauf abzielen, Staaten, Bündnissen oder Institutionen zu schaden, die von solchen Infrastrukturen abhängig sind, hiess es weiter.

(AWP)