Mountain View, 10. Mai (Reuters) - Nach dem jüngsten Hype um den Einsatz Künstlicher Intelligenz (KI) in Form von "ChatGPT" in der Microsoft-Suchmaschine Bing zieht Platzhirsch Google nach. Google stellte am Mittwoch eine neue Version seiner gleichnamigen Suchmaschine vor, die ebenfalls unter Einsatz von Generativer KI als Antwort auf offene Fragen längere Texte liefert. "Wir denken alle unsere Kernprodukte neu, einschließlich die Suche", sagte der Chef des Google-Mutterkonzerns Alphabet, Sundar Pichai, auf der jährlichen Entwicklerkonferenz I/O im kalifornischen Mountain View. Generative KI werde nicht nur in die neue Suchmaschine "Search Generative Experience" (SGE) eingebaut, sondern auch in das E-Mail-Programm Gmail und könne dort Textentwürfe liefern.

In der Anwendung Google Photo soll die KI nach den Vorstellungen des Unternehmens Bilder verändern, indem beispielsweise Personen in die Mitte gerückt oder leere Bildflächen farbig gestaltet werden. Die Suchmaschine SGE soll zunächst für eine Testphase in den USA für Nutzer freigeschaltet werden, wie die Vizepräsidentin des Konzerns, Cathy Edwards, sagte. Es gebe dafür eine Warteliste. Auf die Frage, wie die KI mit Falschinformationen im Internet umgehe, sagte Edwards, für Google habe Genauigkeit und das Zitieren vertrauenswürdiger Quellen Priorität. Der Chef der Google-Cloud-Sparte, Thomas Kurian, sagte der Nachrichtenagentur Reuters, die neue Technologie werde auch Unternehmen zur Erstellung von Berichten, für Marketing oder für den Betrieb von Chat-Assistenten angeboten. Für einen Testlauf habe unter anderem die Deutsche Bank gewonnen werden können.

Google gilt seit Jahren als der Inbegriff der Suchmaschinen und wird weithin genutzt. Doch mit dem Einsatz von Generativer KI ist Google damit konfrontiert, dass Konkurrenten mit anderen Formen der Vermittlung von Informationen aus dem Internet experimentieren - und wie im Fall von ChatGPT für großes Aufsehen sorgen. Der Chatbot wurde von der Microsoft-Beteiligung OpenAI entwickelt und kann mit Hilfe von KI auf Basis umfangreicher Daten und anhand weniger Stichworte Texte generieren. Microsoft hat die App, die in beispiellosem Tempo neue Nutzer fand und für viele zur ersten Standardversion von generativer KI geworden ist, in seine Suchmaschine "Bing AI" eingebaut.

Die Entwicklung und der Einsatz generativer KI ist sehr kostspielig. So hat Microsoft Milliarden von Dollar in OpenAI gepumpt und richtet sein Geschäft insgesamt stark darauf aus. Das bekommen auch die Angestellten auf ihren Gehaltsabrechnungen zu spüren: Microsoft kündigte am Mittwoch an, dass es dieses Jahr für Vollzeit-Angestellte keine Gehaltserhöhungen gebe. Das Unternehmen verwies auf das schwierige wirtschaftliche Umfeld. Zusammen mit dem umfassende Wechsel hin zu KI müssten Investitionen "in Personal, das Geschäft und die Zukunft" genau abgewogen werden. (Bericht von Jeffrey Dastin and Greg Bensinger, geschrieben von Elke Ahlswede, redigiert von Birgit Mittwollen. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)