Der Staatsanwalt habe beide Männer zu Unrecht bezichtigt, mitverantwortlich für die Hinrichtung von sieben Männern bei einer Gefängnisrevolte 2006 in Guatemala und Teil einer kriminellen Organisation gewesen zu sein, teilte der Anwalt der Guatemalteken am Sonntag mit.
«Meine Mandanten haben es satt, als Mitglieder einer kriminellen Organisation dargestellt zu werden, obwohl der Staatsanwalt weiss, dass sie von diversen Gerichten, auch in Europa, freigesprochen wurden», schrieb der Anwalt. Der Staatsanwalt bringe die Vorwürfe wahrheitswidrig und wider besseren Wissens vor. Die Genfer Staatsanwaltschaft äusserte sich nicht zu dem Fall.
Alejandro Giammattei war von 2020 bis 2024 Präsident in Guatemala. Carlos Vielmann war Innenminister in Guatemala von 2004 bis 2008.
Am Montag beginnt in Genf der vierte Prozess gegen Ex-Polizeichef Sperisen. Der schweizerisch-guatemaltekische Doppelbürger, dessen bisherige Verurteilungen aufgehoben wurden, muss sich erneut wegen Beihilfe zu Mord verantworten. Er wird beschuldigt, an der Tötung der Häftlinge beteiligt gewesen zu sein, als die Sicherheitskräfte die Strafanstalt stürmten.
Elf Jahre in Freiheitsentzug gelebt
Der Genfer Staatsanwalt behauptet, Sperisen habe mit Giammattei und Vielmann sowie weiteren Personen bei der Planung des Gefängnissturms kooperiert. Sperisens Anwälte bestreiten die Vorwürfe und verlangen einen Freispruch.
Der Fall zieht sich wegen Berufungen seit mehr als zwölf Jahren hin. Zuletzt hob das Bundesgericht eine Verurteilung zu einer 15-jährigen Freiheitsstrafe nach einer Entscheidung des Europäischen Gerichtshofs für Menschenrechte (EGMR) im Juni 2023 auf.
Der heute 54-jährige Erwin Sperisen war 2007 mit seiner Familie in die Schweiz geflüchtet. 2012 wurde er in Genf festgenommen. Mehr als elf Jahre verbrachte er im Freiheitsentzug, zwischen Untersuchungshaft, Hausarrest und Gefängnisstrafe.
(AWP)