Berlin, 10. Mai (Reuters) - Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck will Europa und Deutschland mit neuen Handelsabkommen für den zunehmenden Konflikt zwischen den rivalisierenden Großmächten USA und China wappnen. "Europa droht dazwischen ein stückweit zerrieben oder zumindest gelähmt zu werden", sagte der Grünen-Politiker am Mittwoch bei einer Veranstaltung der Deutschen Auslandshandelskammern (AHKs) in Berlin. Das müsse verhindert werden. "Neue Handelsabkommen gehören aus meiner Sicht dazu." Deutschland dürfte sich bei kritischer Infrastruktur und wichtigen Gütern wie Medikamenten oder Halbleitern nicht von der einen oder anderen Supermacht abhängig machen.

Gleichzeitig sprach sich Habeck dafür aus, die Beziehungen mit China als dem wichtigsten deutschen Handelspartner ungeachtet bestehender Konflikte nicht zu kappen. "Eine wirtschaftliche Entkopplung von China ist nicht in unserem Interesse", sagte er. "Dennoch müssen wir Chancen und Risiken unserer Handelsbeziehungen zu China neu bewerten und einseitige Abhängigkeiten in Schlüsselbereichen unserer Wirtschaft so schnell wie möglich reduzieren."

Bei den derzeit stark nachgefragten Wärmepumpen etwa strebe er nicht an, dass darin keine Komponenten aus China vorkommen dürften. Es gebe aber kritische Bereiche, bei denen diese besser aus deutscher oder europäischer Produktion stammen sollten - etwa Funksysteme oder Steuerungen des Energiesystems. "Da können wir nicht Risiken eingehen, das sind sicherheitsrelevante Techniken", sagte Habeck. Hier dürfe es keine Naivität geben. In anderen Bereichen gehe es darum, eine kritische Masse selbst herstellen zu können und nicht komplett abhängig zu sein. Bei Wärmepumpen etwa sollten 60 Prozent aus Deutschland oder Europa stammen. Das heiße aber nicht, dass darin nur Teile aus Deutschland verbaut werden dürften.

Habeck sprach sich zugleich dafür aus, Investitionen von deutschen Firmen nach China zu überprüfen, ob dabei nicht Wissen abfließt. Es müsse verhindert werden, dass Technik nur noch in China entwickelt werden könne und in Deutschland verloren gehe. Daher sei ein sogenanntes "Outbound-Screening" ratsam. (Bericht von Rene Wagner. Redigiert von Christian Götz. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)