Die Hensoldt-Aktie verlor am Dienstagvormittag zeitweise mehr als sieben Prozent. Um die Mittagszeit lag das Papier noch mit rund fünf Prozent im Minus bei 26,36 Euro. Damit wurde das Unternehmen insgesamt noch mit knapp 2,8 Milliarden Euro bewertet. Am Vorabend waren es noch 2,9 Milliarden. Gemessen an jüngsten Kurs würde eine Kapitalerhöhung dem Konzern brutto bis zu 280 Millionen Euro einbringen. Üblicherweise müssen Unternehmen neue Aktien mit einem Abschlag anbieten.

Hensoldts grösste Aktionäre sind mit jeweils 25,1 Prozent der Anteile der italienische Rüstungs- und Luftfahrtkonzern Leonardo und der deutsche Staat. Die Bundesrepublik hält ihre Beteiligung aus sicherheitspolitischem Interesse, denn Hensoldt liefert wichtige Radarsysteme etwa für den Kampfjet Eurofighter und verschiedene Panzermodelle.

Der Mitteilung zufolge bereitet sich die Bundesrepublik darauf vor, sich an der anvisierten Kapitalerhöhung «in quotenwahrender Höhe» zu beteiligen. Hensoldt will die neuen Aktien aus genehmigtem Kapital ausgeben und plant einen vereinfachten Ausschluss von Bezugsrechten für bisherige Anteilseigner.

Derzeit befindet sich Hensoldt nach eigenen Angaben in «exklusiven Gesprächen», ESG zu übernehmen. Die Konzernführung betrachtet den Kauf als wichtigen Schritt, das Unternehmen zu einem europäischen Anbieter nahtlos integrierter Lösungen zu machen. Bis zu einem Abschluss der Gespräche seien jedoch noch mehrere Punkte zu klären, hiess es. Zudem werde wohl eine behördliche Genehmigung nötig. Zu einem möglichen Kaufpreis machte Hensoldt keine Angaben.

ESG wurde 1967 in München gegründet. Das Unternehmen entwickelt und betreibt teils sicherheitsrelevante Elektronik und Computersysteme und bietet die zugehörige Beratung an. Im vergangenen Jahr beschäftigte ESG nach eigenen Angaben 1300 Mitarbeiter und erzielte einen Umsatz von 285 Millionen Euro.

Im Jahr 2016 hatte die Münchner Beteiligungsgesellschaft Armira ESG vom europäischen Luftfahrt- und Rüstungskonzern Airbus sowie den weiteren Anteilseignern Thales , Northrop Grumman und Rohde & Schwarz erworben. Bei einer Übernahme durch Hensoldt würden folglich zwei frühere Airbus-Ableger zusammenfinden: Der Konzern hatte sich 2018 endgültig von seiner damaligen Tochter Hensoldt getrennt./stw/men/stk

(AWP)