Seit Beginn des Monats stehen Edelmetalle bei Investoren generell hoch im Kurs. Auch der Preis für Silber ist zuletzt stark gestiegen und erreichte am Montagabend bei 44,11 Dollar je Unze den höchsten Stand seit 14 Jahren. Seit Beginn des Jahres ist der Wert von Silber mittlerweile um mehr als 50 Prozent gestiegen. Gold hat in dieser Zeit um mehr als 40 Prozent an Wert gewonnen.
Als wichtiger Preistreiber gelten die Erwartungen weiter sinkender Zinsen in den USA, nachdem die US-Notenbank Fed in der vergangenen Woche erstmals in diesem Jahr den Leitzins gesenkt hatte. Die US-Notenbanker haben bis zum Jahresende zwei weitere Zinssenkungen um jeweils 0,25 Prozentpunkte in Aussicht gestellt. Da Edelmetall keine Marktzinsen abwirft, verstärkt ein Rückgang der Zinsen für andere Anlageformen wie zum Beispiel Staatsanleihen die Nachfrage.
Marktbeobachter berichten insbesondere von einer stärkeren Nachfrage nach Goldfonds, die physisches Gold in ihren Beständen anlegen und deren Papiere an den Börsen gehandelt werden. Nach Einschätzung von Analysten der kanadischen Bank BMO Capital Markets sind diese Zuflüsse eine treibende Kraft für den Gold-Höhenflug. Mit der Aussicht auf weiter sinkende Zinsen bis zum Jahresende, dürfte der Kauf von diesen Papieren bis ins vierte Quartal hinein für Investoren attraktiv bleiben, heisst es in einer Analyse.
Zudem wird der Goldpreis durch eine Kursschwäche des Dollar gestützt, der wegen der Aussicht auf sinkende Zinsen in den USA in den vergangenen Wochen tendenziell an Wert verloren hat. Weil Gold auf dem Weltmarkt überwiegend in Dollar gehandelt wird, macht eine Schwäche der US-Währung das Edelmetall günstiger, was die Nachfrage verstärkt und den Goldpreis stützt.
Nach Einschätzung von Analysten der Dekabank bleibt Gold auch als sicherer Anlagehafen bei Anlegern beliebt. Dabei habe sich das Anlegerverhalten zuletzt verändert: Im Gegensatz zur Vergangenheit ziehe Gold als sicherer Hafen heute Kapitalzuflüsse an, die zuvor in Phasen der Unsicherheit in deutsche Bundesanleihen oder US-Staatsanleihen geflossen seien, heisst es in einer Analyse der Dekabank.
Mittlerweile hat sich der Goldpreis in den vergangenen drei Jahren mehr als verdoppelt, wobei geopolitische Risiken wie der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine die Flucht in den als vergleichsweise sicher eingeschätzten Anlagehafen verstärkt haben. Hinzu kommt die aggressive Zollpolitik der US-Regierung, die gemeinsam mit den Angriffen von US-Präsident Donald Trump gegen die US-Notenbank Fed die Sorgen um die Unabhängigkeit der Notenbank verstärken.
Rohstoffexperten des Edelmetallhändlers Heraeus machten jüngst in einer Studie aber auch deutlich, dass der Goldpreis in den vergangenen Tagen zu stark gestiegen sein könnte und der Markt daher «überkauft» sei. Dies habe die Wahrscheinlichkeit einer Konsolidierung erhöht. Demnach könnte sich der Goldpreis in den kommenden Handelstagen auch vorübergehend seitwärts bewegen oder auch fallen./jkr/jha/
(AWP)