Insgesamt waren bei der grössten Wahl der Welt - das Land ist knapp vor China das bevölkerungsreichste der Erde - seit Mitte April etwa eine Milliarde Wahlberechtigte aufgerufen, in mehreren Phasen über die Besetzung des mehr als 500 Sitze zählenden Unterhauses des nationalen Parlaments abzustimmen. Mehr als 8000 Kandidaten waren angetreten. Die letzten Wahllokale in dem südasiatischen Riesenreich schlossen am Samstag um 18.00 Uhr Ortszeit (14.30 Uhr MESZ).
Modi präsentierte sich im Wahlkampf als starker Mann und verwies auf das robuste Wirtschaftswachstum, das Investoren anlockt. Der Subkontinent ist unter ihm zur fünftgrössten Wirtschaftsmacht der Welt aufgestiegen. Unter Modi gelang Indien als viertem Land die Landung auf dem Mond. Er investiert zudem viel in moderne Infrastruktur wie Strassen, Schnellzüge und Flughäfen. Aber das Wachstum ist nicht gleichmässig verteilt. Modis Kritiker wiesen im Wahlkampf auf die hohe Arbeitslosigkeit und Inflation hin.
Der 73-jährige Modi und seine Partei wollen ihre Macht ausbauen mit dem Ziel, Indien zu einem Staat vorwiegend für die hinduistische Mehrheit zu machen, die 80 Prozent der Bevölkerung stellt. Die rund 200 Millionen Muslime und andere religiöse Minderheiten werden laut Beobachtern zunehmend zu Bürgern zweiter Klasse. Modis Versprechen ist eine radikale Abkehr von der Vision des indischen Gründervaters Mahatma Gandhi, der sich einst für die Trennung von Staat und Religion und Harmonie unter den Religionen aussprach.
Die Wahl war begleitet von einer starken Hitzewelle: Im Norden Indiens wurden Temperaturen um 50 Grad gemessen. Es kam zu teils tödlichen Hitzeschlägen - auch unter den Wahlhelfern, wie örtliche Medien unter Berufung auf Behördenangaben berichteten.
(AWP)