Insgesamt legten die Ausfuhren im September im Vergleich zum Vorjahr um 4,2 Prozent auf rund 9,4 Billionen Yen (rund 53 Mrd Euro) zu, wie das japanische Finanzministerium am Mittwoch in Tokio mitteilte. Der Anstieg fiel etwas geringer aus, als von Bloomberg befragte Volkswirte erwartet hatten. Deutlich höher fiel dagegen das Plus bei den Importen aus. Diese legten im Vergleich zum Vorjahr um 3,3 Prozent auf etwas mehr als 9,6 Billionen Yen zu. Deswegen fiel die Handelsbilanz mit einem Defizit von rund 235 Milliarden Yen überraschend negativ aus.
Zölle sind eine weitere Herausforderung für ein Land, das mit rapider Alterung der Bevölkerung und geopolitischen Spannungen zu kämpfen hat. In wenigen Tagen reist US-Präsident Donald Trump an, der ungeachtet Japans massiver Verschuldung mehr Geld für die Stationierung des US-Militärs fordern dürfte.
Politisch wird Japan seit Dienstag von der nationalkonservativen Ex-Innenministerin Sanae Takaichi geführt. Sie gilt als Protegé des 2022 ermordeten Ex-Ministerpräsidenten Shinzo Abe und versprach, dessen Wirtschaftspolitik «Abenomics» aus Geldschwemme und Konjunkturspritzen wiederzubeleben. Experten zufolge hat jedoch gerade dieses Konzept zur massiven Staatsverschuldung sowie zu Einkommensungleichheiten beigetragen. Über die Abwertung des Yen kam es zudem zu einer hohen Inflation.
Die Marktteilnehmer seien nach wie vor besorgt über den politischen Druck auf die Mitglieder des Vorstands der japanischen Notenbank, schrieb Volkswirt Kelvin Lam von Pantheon Macroeconomics. Der Experte zog Parallelen zu der Ära des ehemaligen Zentralbankchefs Haruhiko Kurodam, der während der Amtszeit von Premierminister Abe eine ehrgeizige geldpolitische Lockerung versprochen hatte.
Infolgedessen sind Lam zufolge die Markterwartungen für eine Zinserhöhung bei der nächsten Sitzung der japanischen Zentralbank am 30. Oktober in den letzten Tagen stark gesunken. Insgesamt rechnet der Fachmann damit, dass die Bank of Japan die Zinsen im Oktober unverändert lassen wird, aber im Dezember eine Anhebung um 0,25 Prozentpunkte auf 0,75 Prozent vornehmen wird./zb/la/jha/
(AWP)