Angetrieben von der anhaltenden Erholung im internationalen Tourismus und dank des Ausbaus der Freizeit- und Gastro-Angebote erzielte das Unternehmen so viel Umsatz wie noch nie und den höchsten Gewinn in der 111-jährigen Geschichte. Was noch fehlt ist ein Gästerekord auf dem Jungfraujoch.

Die Jungfraubahnen haben sich definitiv vom Corona-Einbruch der Jahre 2020 und 2021 erholt. Gegenüber dem bereits ziemlich guten 2022 kletterte der Betriebsertrag um weitere 30 Prozent auf 278,1 Millionen Franken, der Betriebsgewinn (EBITDA) nahm um 49 Prozent auf 139,4 Millionen zu und der Gewinn kletterte um knapp 80 Prozent auf 79,6 Millionen Franken, wie Firmenchef Urs Kessler am Donnerstag ausführte.

«Damit haben wir das mit Abstand höchste Ergebnis in der Firmengeschichte erzielt», so der Jungfraubahn-Chef weiter, der sein Amt im Juni 2025 an eine Nachfolgerin oder einen Nachfolger übergeben wird. Die Aktionäre werden mit einer Dividendenerhöhung um 2,90 auf 6,50 Franken je Aktie beschenkt. Das kommt an der Börse gut an: Der Aktienkurs kletterte um 6,5 Prozent in die Höhe.

Viele US-Touristen

Schlüssel des Erfolgs war das kräftige Wachstum mit Reisen auf das Ausflugsziel «Top of Europe» auf 3464 Meter über Meer, wo die Gruppe im Durchschnitt pro Gast 135 Franken an Ertrag einnimmt. Die Besucherzahl kletterte um 61 Prozent auf über eine Million. Vor allem aus den USA, Südostasien oder Indien seien mehr Gäste ins Berner Oberland gereist, sagte Kessler.

Damit ist der Besucherrekord von 1,07 Millionen Touristen auf dem Jungfraujoch von 2018 in Griffweite gerückt. Dass dieser Bestwert im laufenden Jahr geknackt wird, das wollte Kessler nicht versprechen. Trotz wirtschaftlicher Unsicherheit, den Konflikten in der Ukraine und im Nahen Osten bleibt er aber für die weitere Geschäftsentwicklung positiv gestimmt.

«Die Nachfrage aus Amerika ist nach wie vor sehr stabil. Und auch das Geschäft mit Gruppenreisenden aus Asien entwickelt sich gut», sagte Kessler. Potenzial gibt es in China: Nachdem die Zahl chinesischer Gruppenreisenden im Vergleich zum Vor-Corona-Niveau im 2023 bei rund einem Viertel lag, könnte der Wert im 2024 bis auf 60 Prozent ansteigen.

Doch nicht nur das Geschäft mit dem Flaggschiff «Top of Europe» profitiert vom Reiseboom, auch der Ausflugspunkt Harder bei Interlaken oder die Bergbahn Lauterbrunnen-Mürren verzeichneten im Jahr 2023 ein Gästeplus von je rund einem Viertel. Zudem trugen die Einnahmen in der Gastronomie (17 Millionen), in den Souvenir-Shops (13 Millionen) und mit den First-Freizeitangeboten (6 Millionen) zum Wachstum bei.

Guter Start ins 2024

«Reisen bleibt ein Grundbedürfnis und das kommt der hiesigen Tourismusindustrie zugute», ist Kessler überzeugt. Den Jungfraubahnen sei mit einem Gästeplus von 11 Prozent im ersten Quartal am Jungfraujoch der Start ins neue Jahr gelungen. Und auch bei den Erlebnisbergen entwickelten sich die Zahlen erfreulich, während auf den Skipisten der Jungfrau-Region 6,0 Prozent mehr Skier Visits verbucht wurden.

Nach dem Bau der V-Bahn will Kessler «die Attraktivität des Angebots» weiter verbessern. Den noch vagen Plänen zufolge soll bis 2030 mit geschätzten Investitionen von 100 Millionen Franken die in die Jahre gekommene First-Bahn ersetzt werden. Zudem ist der Ausbau der Infrastruktur auf dem Jungfraujoch (100 Millionen) und an der Station Eigergletscher (30 Millionen) angedacht. Am Eigergletscher sollen neue Gastro-Angebote sowie ein Museum entstehen, auf dem Jungfraujoch mehr Platz für die Touristen geschaffen werden.

(AWP)