Der Zwischenfall hatte sich am Freitag auf einem Flug von Alaska Airlines ereignet - auf dem Weg von Portland im Bundesstaat Oregon zum Flughafen Ontario in Kalifornien, östlich von Los Angeles. Medienberichten zufolge löste sich kurz nach dem Start plötzlich ein Fensterteil und flog davon. Es habe einen grossen Knall gegeben, und dann sei Luft durch das Loch hereingeströmt, sagten Passagiere der Zeitung «The Oregonian». Der Sitz direkt neben dem Fenster sei unbesetzt gewesen, aber ein Jugendlicher auf dem Mittelsitz habe Prellungen vom plötzlichen Druckabfall davongetragen. Letztlich wurde niemand schwer verletzt.

Explosionsartiges Geräusch

Passagiere standen Todesängste aus, wie sie US-Medien später berichteten. Kurz nach der Pilotendurchsage, dass eine Flughöhe von etwa 3000 Meter erreicht worden sei, habe es ein explosionsartiges Geräusch gegeben, berichteten Reisende, die in der Reihe hinter dem plötzlich klaffenden Loch sassen, dem «Wall Street Journal». Persönliche Gegenstände seien aus der Öffnung gefallen. Die Besatzung ordnete an, angeschnallt sitzenzubleiben und durch die Sauerstoffmasken zu atmen.

Auf Fotos, die Passagiere im Internet posteten, war ein grosses Loch zu sehen, das an der Seite der betroffenen Sitzreihe in der Flugzeugwand klafft. Auch auf von der BBC veröffentlichten Videos von Passagieren war das Loch zu erkennen.

Wie die «New York Times» berichtete, soll es sich um einen sogenannten Türstopfen handeln - ein Wandteil, das dort eingebaut wird, wo herstellerseitig ein Notausgang vorgesehen war, der in der Kabinen-Ausführung aber nicht benötigt wurde. Warum sich ein solches Bauteil abgelöst haben könnte, war der Zeitung zufolge unklar.

In einer Mitteilung von Alaska Air hiess es, kurz nach dem Start sei die Maschine mit 171 Passagieren und sechs Besatzungsmitgliedern an zum Flughafen Portland zurückgekehrt und dort sicher gelandet. Firmenchef Ben Minicucci erklärte: «Mein Mitgefühl gilt denen, die auf diesem Flug waren - es tut mir so leid, was Sie erlebt haben.»

Unfallbehörde untersucht Fall

Die Fluggesellschaft kündigte an, vorerst alle ihre Maschinen des Typs 737-9 Max am Boden zu halten und die 65 Flugzeuge einer gründlichen Wartung und Sicherheitsprüfung zu unterziehen. Jedes Flugzeug werde erst nach abgeschlossener Inspektion wieder in Betrieb genommen. Am Samstag teilte Alaska Air mit, ein Viertel der betroffenen Maschinen seien bereits gewartet worden, ohne dass man dabei auf Auffälligkeiten gestossen sei. Nach der FAA-Anordnung müssen nun auch Maschinen anderer Gesellschaften genauer geprüft werden, bevor sie starten dürfen. Die Unfallermittlungsbehörde NTSB untersucht den Fall.

Anders als beim glimpflichen Ausgang am Freitag endeten zwei Notfälle 2018 und 2019 katastrophal und führten zu einem Startverbot der 737-Max-Reihe geführt. Bei den beiden Abstürzen gab es insgesamt 346 Todesopfer. Als Hauptursache gilt ein fehlerhaftes Steuerungsprogramm, das die Maschinen zum Boden lenkte. Boeing überarbeitete daraufhin den Typ und erlangte nach und nach Wiederzulassungen. Mit Produktionsmängeln sorgte der Mittelstreckenjet allerdings weiter für Schlagzeilen und belastete die Bilanzen des Herstellers.

Mit einer verbesserten Version der 737-9 Max hat auch Alaska Air seine Flotte in den vergangenen Jahren aufgestockt. Insgesamt führt die Fluggesellschaft gut 300 Maschinen, dabei grossteils von Boeing.

(AWP)