"Der Risikoappetit ist aus Sorge vor einer zweiten Welle weiter geschwunden", sagte der Finanzmarktexperte Mark Chandler vom Analysehaus RBC. Er verwies dabei auf einen Wiederanstieg der Infektionen in einigen US-Bundesstaaten und neue Ansteckungen in China. Nach vielen Wochen mit kaum noch Erkrankungen hatte die dortige Gesundheitsbehörde am Wochenende neue Fälle auf einem Grossmarkt gemeldet.

Für den marktbreiten S&P 500 ging es am Montag um 1,47 Prozent auf 2996,61 Punkte bergab und damit zurück unter die 3000er Marke. Der technologielastige Auswahlindex Nasdaq 100 fiel weniger stark um 0,86 Prozent auf 9580,24 Zähler.

Laut dem Börsenexperten Andreas Büchler von Index-Radar zeigt der in der Vorwoche schon sehr schwache Dow "die grösste Korrektur seit dem Ende der Corona-Verkaufswelle im März." Eigentlich gebe es für Anleger nach einer Rally, die ihn bis auf 2000 Punkte an Rekordniveau heranführte, auch üppige Gewinne mitzunehmen. "Es ist eher das Tempo, das Anlass zur Sorge gibt", warnte der Experte. Seit dem Erholungshoch bei 27 580 Zählern hat der Dow an diesem Montag im Tief schon wieder zehn Prozent verloren.

Unter den Einzelwerten schwächelten erneut die seit Monaten schwer von der Coronavirus-Krise gezeichneten Aktien, allen voran jene aus der Luftfahrtbranche. Im Dow waren Boeing mit einem Kursrutsch um fünf Prozent das Schlusslicht aus Sorge davor, dass sich die Krise in der Branche wieder verschärft. Papiere der Fluggesellschaften American Airlines, Delta und United sackten zwischen 5,0 und 7,8 Prozent ab.

Zu den grösseren Verlierer zählten auch die Ölwerte, die mit dem erneut abrutschenden Ölpreis unter Druck gerieten. Im Dow gaben ExxonMobil um 2,6 Prozent nach und Chevron um 3,2 Prozent. Im S&P 500 gehörten ConocoPhillips, Occidental Petroleum und der Branchenausrüster Schlumberger mit bis zu 3,9 Prozent Minus zu den grösseren Verlierern.

Walmart -Aktien schlugen sich im Dow dagegen wacker, indem sie knapp mit 0,1 Prozent im Plus standen. Der Einzelhandelsriese will seinen Marktplatz für Drittanbieter-Produkte durch eine Kooperation mit dem kanadischen E-Commerce-Anbieter Shopify ausbauen. Mit der Kooperation will Walmart weiter zum Online-Marktführer Amazon aufschliessen.

Unter den Technologiewerten waren einige Aktien als vermeintliche Gewinner der Viruskrise gefragt, darunter Netflix mit einem Anstieg um ein halbes Prozent. Der Streaminganbieter gilt in Zeiten der Viruskrise mit den zeitweise verhängten Ausgangssperren schon als Profiteur der Bleib-zuhause-Bewegung.

Auch Hersteller von Computerspielen können wie Netflix zum Dunstkreis der vermeintlichen Virus-Profiteure gezählt werden. Anstiege um 3,5 Prozent bei Electronic Arts und 1,8 Prozent bei Activision Blizzard sowie Take-Two wurden am Markt aber auch mit Branchenfantasie begründet. In einem CNBC-Bericht hiess es, der Telekomriese AT&T denke über den Verkauf seiner Spielesparte Warner Interactive nach. Alle drei wurden in dem Bericht als mögliche Käufer genannt./tih/he

(AWP)