Der Leitindex Dow Jones Industrial stieg im frühen Handel um 6,89 Prozent auf 19 872,20 Punkte. Zum Wochenstart hatte der Streit zwischen Demokraten und Republikanern über Details zu dem Billionen schweren Hilfspaket den US-Leitindex noch auf das tiefste Niveau seit November 2016 gedrückt.
Der marktbreite S&P 500 stieg am Dienstag um 6,18 Prozent auf 2375,67 Punkte. Der technologielastige Nasdaq 100 gewann 5,72 Prozent auf 7407,85 Punkte.
Nun setzten Anleger darauf, dass sich Senat und Kongress an diesem Tag zusammenraufen und das avisierte Paket beschliessen. Immerhin steigt der Druck auf die Akteure von Tag zu Tag. Zudem wurden die weiteren Hilfsmassnahmen der US-Notenbank (Fed), die am Vortag bekannt gegeben wurden, positiver bewertet.
Die insgesamt gestiegene Zuversicht an den Finanzmärkten zeigte sich schon in den teils deutlichen Kurssprüngen an den asiatischen und den europäischen Aktienmärkten. "Die Stimmung hat sich aufgehellt", bestätigte auch ein US-Marktstratege. "Aber das einen Wendepunkt zu nennen, ist noch zu früh." Das Hin und Her der Börsen gleiche mehr einem Tauziehen. "Es wird zwar alles Erdenkliche getan, aber zugleich sehen wir einen Kampf gegen sehr schwache Wirtschaftsdaten und weiterhin beunruhigende Trends mit Blick auf die Covid-19-Daten." Für Risikowerte wie Aktien sei er daher zurzeit eher neutral gestimmt.
Von der wieder besseren Marktstimmung profitierten vor allem überdurchschnittlich gebeutelte Werte wie etwa Boeing im Dow oder andere Aktien aus der Luftfahrtbranche wie United Airlines , American Airlines oder Delta Air Lines , die zwischen 12 und 18 Prozent nach oben sprangen. Der angeschlagene Flugzeugbauer Boeing hatte zudem mitgeteilt, er sei wegen der Virus-Krise nicht zwingend auf Staatshilfen angewiesen. Boeing sei liquide, bezahle seine Zulieferer und habe 15 Milliarden Dollar auf der Bank, sagte Vorstandschef Dave Calhoun.
Auch Ölwerte erholten sich ähnlich stark: Sie hatten zuletzt nicht nur unter der Viruskrise, sondern auch unter den massiv eingebrochenen Ölpreisen gelitten, die aktuell wieder stiegen. Nach Einschätzung des Rohstoffexperten Eugen Weinberg von der Commerzbank dürften die Hilfsmassnahmen der Fed den Ölpreisen jedoch nur kurzfristig Aufwind geben. Immer neue Hiobsbotschaften aus der Wirtschaft, die eine "beispiellose Nachfrageschwäche" mit sich brächten, dürften auf längere Sicht belasten - ebenso wie ein Preiskampf unter den führenden Ölstaaten.
Im S&P 100 etwa stiegen die von ConocoPhillips um 14 Prozent und im Dow gewannen die Aktien von Chevron 16 Prozent. Seit dem Jahreswechsel haben die Chevron-Papiere im Zuge des Börsencrashs allerdings zeitweise mehr als die Hälfte ihres Werts verloren. Das relativiert daher die aktuelle Erholung. Angesichts der Virus-Krise streicht Chevron nun seine Förderpläne und Investitionen zusammen. Auch der Rückkauf eigener Aktien werde vorerst gestoppt.
Um 9 Prozent ging es für GM wieder nach oben. Der grösste US-Autobauer ruft in der Coronavirus-Krise vorsorglich rund 16 Milliarden Dollar (15 Mrd Euro) an bestehenden Kreditlinien ab. Es handele sich um eine proaktive Massnahme, um im ungewissen Marktumfeld die Liquidität zu erhöhen und finanziell flexibel zu bleiben, hiess es zur Begründung. Intel stiegen um knapp 6 Prozent. Der Chipkonzern setzt wegen der krisenbedingten Unsicherheiten seine Aktienrückkäufe aus.
Um lediglich 0,4 Prozent ging es ausserdem für die Papiere von Twitter nach oben. Die Krise bringt dem Kurznachrichtendienst zwar mehr Nutzer - lässt zugleich aber die Werbeerlöse sinken. Im laufenden ersten Quartal rechnet Twitter nun mit einem leichten Umsatzrückgang und einem operativen Verlust. Die Unternehmen gäben in der aktuellen Situation weniger Geld für Werbung aus, hiess es./ck/jha/
(AWP)