Die jüngsten Quartalszahlen von Unternehmen aus den grossen US-Indizes überzeugten am Dienstag mehrheitlich die Anleger. Rückenwind gab dem New Yorker Aktienmarkt aber auch eine überraschend stark gestiegene Industrieproduktion in den USA. Sie war im März zum Vormonat um 0,5 Prozent gestiegen, während Analysten nur mit einem Zuwachs um 0,3 Prozent gerechnet hatten. Geopolitische Spannungen dagegen rückten weiter in den Hintergrund.

Auch für die übrigen New Yorker Leitindizes ging es folglich weiter nach oben. Der breiter gefasste S&P 500 kletterte um 1,10 Prozent auf 2707,39 Punkte und kehrte so erstmals seit Mitte März wieder über die 2700-Punkte-Marke zurück. Der technologielastige Nasdaq 100 stieg mit plus 2,15 Prozent auf 6818,53 Punkte am stärksten. Auch für ihn war es der höchste Stand seit etwa einem Monat.

Allen voran schossen an der Nasdaq die Netflix-Aktien um etwa 10 Prozent auf 338 US-Dollar nach oben auf einen Rekordstand. Der Online-Videodienst überzeugte die Anleger mit seinem rasanten Kundenwachstum im ersten Quartal, das auch bei Analysten durch die Bank auf positive Resonanz stiess. So sprach JPMorgan-Analyst Douglas Anmuth von einem "weiteren beeindruckenden Quartal." Der Trend zur internetgestützten Unterhaltung treibe für Netflix weiter die Kundenzahlen hoch, so der Experte.

Freude war ausserdem bei den Aktionären von UnitedHealth angesagt: die Papiere zogen zuletzt unter den besten Dow-Werten um fast 3 Prozent an. Im Frühhandel war der Zugewinn noch deutlicher und trieb die Aktien zwischenzeitlich auf den höchsten Stand seit Ende Januar. Der Krankenversicherer ist nach einem überraschend guten ersten Quartal nun für 2018 noch optimistischer geworden.

Andere grosse Industriewerte wie Boeing , Microsoft , Intel oder IBM wurden am Dienstag von der Welle mitgetragen. Für die Dow-Mitglieder ging es um zwischen 1,5 und 2,3 Prozent nach oben. Ihre Resultate für das erste Quartal werden noch im Wochenverlauf erwartet - genauso wie von General Electric (GE) , die an der Dow-Spitze mit einem Aufschlag von 3,7 Prozent einen Erholungsversuch wagten. Am Vortag hatte hier noch ein pessimistischer Analystenkommentar für Kursverluste gesorgt.

Im Finanzsektor jedoch blieb die Stimmung wie bei den bisherigen Zahlenvorlagen grosser Wall-Street-Banken gedämpft. Goldman Sachs hatte im ersten Quartal unter dem Strich zwar deutlich mehr als im Vorjahreszeitraum verdient und dabei vom regen Handel an den Finanzmärkten profitiert. Die Aktien waren dennoch mit 1,6 Prozent der grösste Dow-Verlierer. Nach Zahlen hatten vor einigen Tagen schon die Aktien von JPMorgan und der Citigroup ein ähnlich negatives Schicksal erlitten.

Auch von Johnson & Johnson kamen mit guten Zahlen und einem angehobenen Umsatzausblick eigentlich positive Nachrichten, die am Markt verpufften. Die Titel waren mit einem Abschlag von 1,5 Prozent am Dow-Ende zu finden. Anleger hatten hier offensichtlich schon Gutes vorweg genommen: in den vergangenen zwei Wochen hatten sie deutlicher als der Markt zugelegt.

Nachrichtlich bedingt blieben die Tesla-Aktien wie zuletzt auf Talfahrt. Für die Papiere ging es nochmals um fast 1 Prozent bergab, weil die Probleme bei der Produktion des neuen Elektroautos Model 3 nicht enden wollen. Obwohl Tesla bereits weit hinter dem eigenen Zeitplan liegt, müssen die Bänder nach einem Medienbericht erneut einige Tage stillstehen.

Im Getränkesektor haben die Analysten von Goldman Sachs ihre Prioritäten neu geordnet. Während sie ihr bisheriges Verkaufsvotum für Coca-Cola aufgaben, sprechen sie es nun für den Konkurrenten PepsiCo aus. Analystin Judy Hong rechnet damit, dass sich die Pepsi-Papiere angesichts von Marktanteilsverlusten und kurzfristig begrenzter strategischer Optionen schwächer entwickeln. Sie fielen um 1 Prozent, während sich Coca-Cola moderat im Plus bewegten./tih/he

(AWP)