An der Wall Street entwickelte sich der Dow Jones Industrial von Beginn an recht stabil. Über die Ziellinie ging er 0,25 Prozent höher bei 35 819,56 Punkten, konnte aber keine Bestmarke aufstellen. Im Wochenvergleich legte der US-Leitindex um 0,4 Prozent zu und den Oktober beendete er 5,8 Prozent höher. Der marktbreite S&P 500 schaffte es am Freitag erstmals über die Marke von 4600 Punkten. Er ging 0,19 Prozent höher bei 4605,38 Punkten über die Ziellinie.

Marktbeobachter Jochen Stanzl vom Broker CMC Markets sieht die US-Börsen derzeit in einem "richtig kraftvollen Bullenmarkt". "Die Kauflust an Aktien ist gerade im Technologieindex Nasdaq 100 ungebrochen - und das trotz einer ersten negativen Reaktion auf die Quartalsbilanzen von Amazon und Apple", sagte der Experte. Die Zinssorgen vor dem nächsten Zinsentscheid der US-Notenbank Fed in der kommenden Woche steckten die Aktienmärkte aufgrund einer insgesamt erstaunlich guten Berichtssaison gut weg.

Die Apple-Aktien verblieben aber klar im Minus, weil der Technologiekonzern im vergangenen Quartal vom globalen Chip-Mangel eingeholt wurde. Trotz deutlicher Zuwächse verfehlte der iPhone-Hersteller die zu optimistischen Prognosen von Experten. Die Engpässe in der Lieferkette und Corona-Ausfälle in der Produktion hätten den Umsatz um rund sechs Milliarden Dollar gedrückt, sagte Konzernchef Tim Cook. Im laufenden Vierteljahr werde der negative Effekt noch höher ausfallen, hiess es.

Die Apple-Aktien sanken am Dow-Ende um 1,8 Prozent, während jene von Microsoft um 2,2 Prozent erneut auf ein Rekordhoch stiegen. Damit kam es im Rennen um den Status als wertvollstes Unternehmen der Welt zu einem Führungswechsel: Vorerst konnte der Softwarekonzern den iPhone-Hersteller knapp verdrängen.

Keine frohe Kunde hatte auch der Online-Händler Amazon für seine Anleger: Er verdiente im dritten Quartal deutlich weniger und warnte angesichts von Lieferproblemen vor weiteren hohen Kosten. Beim Ausblick für das laufende Vierteljahr dämpfte Amazon die Markterwartungen erheblich. Die Aktie reagierte mit einem Kursrutsch um 2,2 Prozent.

Gegen die Nasdaq-Schwäche stemmten sich aber die Aktien des Elektroauto-Pioniers Tesla mit einem Anstieg um 3,4 Prozent. Sie schafften es erstmals über die runde Marke von 1100 US-Dollar. Der starke Lauf vor allem in den vergangenen 14 Tagen erhielt damit seine Fortsetzung.

Auch für die Facebook-Aktien ging es weiter bergauf, nachdem mit der bekanntgegebenen Umbenennung am Vorabend eine Erholung eingeleitet wurde. Am Freitag rückten die Papiere nochmals um 2,1 Prozent vor. Der Konzern gibt sich mit der Dachmarke Meta einen neuen Namen und will eine Kommunikationsplattform der Zukunft entwickeln.

Unter den Standardwerten konnten die grossen Ölkonzernen mit positiven Zahlen aufwarten: Die Aktien von Chevron gewannen nach unerwartet guten Ergebnissen 1,2 Prozent, bei Exxonmobil schrumpfte das Plus am Ende auf 0,3 Prozent. Beide hatten im vergangenen Quartal von der jüngsten Ölpreisrally profitiert.

Dagegen sackten die Papiere von Starbucks nach Zahlen um 6,3 Prozent ab. Bei der weltgrössten Kaffeekette florieren die Geschäfte - nicht jedoch im wichtigen Auslandsmarkt China. Eine neue Corona-Welle sorgte dort erneut für Lockdowns.

Der Euro litt nach einigen Konjunkturdaten deutlich unter dem erstarkten Dollar. Zuletzt kostete er mit 1,1562 US-Dollar deutlich weniger als 1,60 Dollar. Die Europäische Zentralbank (EZB) setzte den Referenzkurs zwischenzeitlich auf 1,1645 (Donnerstag: 1,1593) Dollar fest. Der Dollar kostete damit 0,8587 (0,8626) Euro.

Die Kurse von US-Staatsanleihen holten nach einem anfänglichen Rutsch auf. Der Terminkontrakt für zehnjährige Treasuries schaffte stieg um 0,02 Prozent auf 130,78 Punkte. Die Rendite der zehnjährigen Papiere betrug 1,56 Prozent./tih/he

--- Von Timo Hausdorf, dpa-AFX ---

(AWP)