Die Federal Reserve setzt ihre extrem lockere Geldpolitik angesichts fortdauernder Corona-Gefahren fort, denkt aber offenbar stärker darüber nach, sie etwas zurückzufahren. Eine entsprechende Debatte darüber habe begonnen, sagte Fed-Chef Jerome Powell nach der zweitägigen Zinssitzung der Notenbank. Konkret geht es darum, wann die Fed ihre regelmässigen Geldspritzen zur Stützung der Wirtschaft zurückschrauben will. Derzeit kauft sie jeden Monat Staatsanleihen und Hypothekenpapiere im Wert von 120 Milliarden US-Dollar.

Der Leitzins in den USA bleibt zunächst in der Spanne von 0 bis 0,25 Prozent. Ökonomen hatten mit der Entscheidung gerechnet. Ziel der lockeren Linie ist es, die US-Wirtschaft in der Corona-Pandemie zu stützen. Ihre Erwartungen für das Wirtschaftswachstum und die Inflation hob die Fed an. So rechnet sie für dieses Jahr mit einem gesamtwirtschaftlichen Wachstum um 7,0 Prozent anstatt der bisher erwarteten 6,5 Prozent.

Unter den Einzelwerten standen die Aktien von Oracle mit einem Kursabschlag von 5,6 Prozent besonders unter Druck. Der IT-Konzern hatte am Dienstag nachbörslich seine Zahlen für das vierte Geschäftsquartal vorgelegt. Das starke Cloud-Geschäft mit IT-Anwendungen und Speicherplatz im Internet bescherte dem SAP-Rivalen zwar weiter deutliche Umsatzzuwächse, die allerdings die hohen Erwartungen nicht erfüllen konnten.

Für die Hinterlegungsscheine von Biontech ging es um 6,6 Prozent bergab. Das Analysehaus Redburn stufte die Papiere des Corona-Impfstoffherstellers nach ihrem jüngsten Kurssprung auf "Sell" ab. Fundamental sei die Rally bis weit über die 200 Dollar-Marke nicht mehr zu rechtfertigen, hiess es. Bekannt wurde auch, dass die zuletzt recht hohen Impfstofflieferungen nach Deutschland im Juli wieder auf das vereinbarte Mass gebracht werden sollen.

Die Papiere von US Steel sackten nach einer negativen Studie der JPMorgan-Analysten um 4,2 Prozent ab. Hinzu kommt, dass die Metallbranche am Mittwoch allgemein in Aufruhr versetzt wurde von einem Eingreifen Chinas. Die chinesische Regierung geht weiter gegen den derzeitigen Rohstoffpreisanstieg vor - mit dem Verkauf von staatlichen Reserven und einer Anordnung, dass staatliche chinesische Unternehmen ihre Abhängigkeit von ausländischen Rohstoffmärkten verringern sollen.

Der Kurs des Euro fiel nach dem Zinsentscheid zwischenzeitlich auf den tiefsten Stand seit sechs Wochen. Zuletzt wurde die Gemeinschaftswährung bei 1,2000 Dollar gehandelt. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs auf 1,2124 (Dienstag: 1,2108) Dollar festgesetzt. Der Dollar hatte damit 0,8248 (0,8259) Euro gekostet.

US-Staatsanleihen reagierten mit klaren Abgaben auf die Ergebnisse der US-Notenbanksitzung. Der Terminkontrakt für zehnjährige Treasuries (T-Note-Future) fiel um 0,65 Prozent auf 131,70 Punkte. Die Rendite zehnjähriger Anleihen betrug 1,57 Prozent./edh/he

(AWP)