Die US-Konsumenten erhöhten ihre Ausgaben im Februar nur um 0,2 Prozent zum Vormonat, wie das Handelsministerium am Freitag mitteilte. Von Reuters befragte Volkswirte hatten mit einem Plus von 0,3 Prozent gerechnet, nach 2,0 Prozent im Januar. Der private Konsum ist die tragende Säule der US-Wirtschaft, die auch dank der Kauflaune der Verbraucher vor der Jahreswende auf Wachstumskurs blieb. Derweil geht das Rätselraten darüber weiter, ob die Notenbank Federal Reserve auf Zinserhöhungskurs bleibt oder im Mai stoppt.
Die Stimmung der US-Verbraucher hat sich im März hingegen spürbar und stärker als bisher bekannt eingetrübt, wie ein weiterer Bericht am Freitag zeigte. Das von der Universität Michigan erhobene Konsumklima fiel von 67,0 Punkten im Vormonat auf 62,0 Punkte, wie die Universität am Freitag nach einer zweiten Schätzung mitteilte. In einer ersten Erhebung war nur ein Rückgang auf 63,4 Punkte gemeldet worden und Analysten hatten einen Indexwert von 63,3 Punkten erwartet.
Der Stimmungsdämpfer im März ist der erste seit vergangenen November. Laut Joanne Hsu, die für die Umfrage verantwortlich ist, steht die Stimmungseintrübung nur begrenzt im Zusammenhang mit den jüngsten Bankenturbulenzen. Vielmehr gebe es mittlerweile zahlreiche Hinweise, dass die Verbraucher zunehmend eine Rezession in den USA befürchteten.
Der Indikator der Universität Michigan ist ein Mass für das Kaufverhalten der US-Verbraucher. Er basiert auf einer telefonischen Umfrage unter etwa 500 Haushalten. Abgefragt werden die finanzielle und wirtschaftliche Lagebeurteilung sowie die entsprechenden Erwartungen.
Leitzins bei 5 Prozent
Um den Preisauftrieb einzufangen, hat sie die Zügel trotz des jüngsten Bankenbebens weiter angezogen. Der Leitzins wurde am 22. März um einen Viertel-Prozentpunkt auf die neue Spanne von 4,75 bis 5,0 Prozent gehoben. Die Währungshüter signalisierten zugleich, dass nicht mehr viel Luft nach oben bleibt.
An den US-Terminmärkten wird für Mai die Wahrscheinlichkeit eines weiteren Zinsschritts in Höhe von einem Viertel-Prozentpunkt auf 50 Prozent taxiert. Die US-Währungshüterin Susan Collins liess sich noch keine Hinweise auf den weiteren Zins-Kurs entlocken: Es sei "noch zu früh" zu beurteilen, ob die Fed mit den Zinserhöhungen bereits soweit vorangekommen sei wie nötig, sagte die Chefin des Notenbankbezirks Boston im Bloomberg TV.
Trotz eines Rückgangs auf 6,0 Prozent lag die Inflation zuletzt noch weit über dem Fed-Ziel von 2,0 Prozent. Ein Inflationsmass, das die Währungshüter besonders im Auge halten, bilden die persönlichen Ausgaben der Konsumenten. Dabei bleiben die schwankungsanfälligen Nahrungsmittel- und Energiekosten außen vor. Dieser sogenannte PCE-Kernindex fiel im Februar überraschend auf eine Jahresteuerungsrate von 4,6 Prozent, nach 4,7 Prozent im Januar.
Kampf gegen die Erwartungen einer anhaltend hohen Inflation
"Da die Fed-Zinserhöhungen jetzt ungefähr ein Jahr später, seit sie begonnen haben, zu greifen beginnen, ist dies vielleicht ein Zeichen dafür, dass ihre Erhöhungen beginnen, die Inflation herunterzukühlen", sagte Brandon Pizzurro, Investmentexperte bei Guidestone Capital Management.
Die Notenbank will mit den Zinserhöhungen auch verhindern, dass sich die Erwartung einer anhaltend hohen Inflation in den Köpfen der Bürger festsetzt. Laut den am Freitag veröffentlichten aktualisierten Umfragedaten der Universität Michigan rechnen die Befragten auf Sicht von zwölf Monaten mit einer Teuerungsrate von 3,6 Prozent. Im Februar hatten sie noch 4,1 Prozent veranschlagt.
"In späten Phasen eines Zinserhöhungszyklus steigt das Risiko einer zu starken Straffung", so die Experten vom Vermögensverwalter Nikko Asset Management. Da Zinsänderungen erst mit einer gewissen Verzögerung auf die Wirtschaft wirkten, sei die Gefahr eines Übersteuerns der Zinssätze sehr real.
Fed-Chef Jerome Powell hatte jüngst betont, dass sich die Zentralbank "von Sitzung zu Sitzung" vortasten werde. Dabei werde sie auch die Effekte des Bankenbebens auf die Kreditvergabebedingungen im Auge halten, die sich verschärfen dürften.
(Reuters)