Diese Einschränkungen werden auf absehbare Zeit beibehalten, wie Irène Stephan, Medienverantwortliche des dänischen Herstellerkonzerns Novo Nordisk für die Schweiz, am Mittwoch einen Artikel der Tamedia-Zeitungen bestätigte.

Patientinnen und Patienten sollen das Medikament nur innerhalb der von Swissmedic festgelegten Indikationen und unter ärztlicher Aufsicht erhalten. Voraussetzung sind demnach eine Adipositas mit einem Body-Mass-Index (BMI) über 30 oder ein BMI von 27 bis 30 bei mindestens einer gewichtsbedingten Begleiterkrankung. Zudem braucht es gemäss der Arzneimittelbehörde Swissmedic zusätzlich eine Kalorienreduktion und Massnahmen für mehr Bewegung.

Kein Lifestyle-Medikament

Einen Missbrauch als Lifestyle-Medikament will Novo Nordisk verhindern. Stephan hielt gegenüber der Nachrichtenagentur Keystone-SDA fest, dass es dem Unternehmen ein «grosses Anliegen ist, dass Arzneimittel zur Gewichtsregulierung verantwortungsbewusst gemäss der Zulassung verschrieben werden».

Das Unternehmen stehe mit den Fachpersonen in Kontakt, damit Menschen mit dem höchsten Bedarf vorrangig behandelt werden und ihre Versorgung gesichert ist.

Ausdrücklich empfiehlt das Pharmaunternehmen eine Verschreibung der Medikamente ausschliesslich im Rahmen der Zulassung. Die Empfehlung und Abgabe verschreibungspflichtiger Medikamente liege in der Schweiz indessen im Ermessen der Ärztinnen und Ärzte.

Hype führt zu Engpässen

Dass das Medikament erst eineinhalb Jahre nach der Zulassung zur Behandlung der Fettleibigkeit in die Schweiz kommt, liegt an Produktionsengpässen infolge zu hoher Nachfrage. Nach der Einführung von Wegovy in den USA vor zwei Jahren entstand ein riesiger Hype um diese und andere Abnehmspritzen, namentlich um das Diabetes-2-Medikament Ozempic ebenfalls von Novo Nordisk.

Den Hype lösten Erfahrungsberichte in den sozialen Medien aus. In Zulassungsstudien verloren Probanden im Durchschnitt 12,5 Prozent ihres Körpergewichts. Der dänische Pharmaproduzent ist dank seiner Abnehmspritzen unterdessen das wertvollste Unternehmen Europas.

Kassenpflicht in Abklärung

Ob Wegovy auf die Spezialitätenliste der von den Krankenkasse vergüteten Medikament kommt, war am Mittwoch nicht klar. Nach Auskunft Stephans liefen Gespräche mit dem zuständigen Bundesamt für Gesundheit (BAG).

Sollte die Spritze kassenpflichtig werden, würde das BAG den Preis mittels eines Quervergleichs mit anderen Medikamenten für die gleichen Indikationen sowie durch einen Auslandspreisvergleich festlegen.

Der Preis nicht kassenzulässiger Arzneimittel bemisst sich nach dem Fabrikabgabepreis und der Verkaufsmarge der Apotheken, auf welche der Hersteller keinen Einfluss hat. Wegovy muss einmal pro Woche verabreicht werden. Gemäss den Tamedia-Zeitungen kostet eine Monatsdosis in Deutschland 300 Franken.

Appetitbremsende Wirkung

Der Wirkstoff in Wagovy ist Semaglutid. Er löst ein Hormon aus, das den Appetit bremst und die Insulin-Ausschüttung ankurbelt. Ursprünglich wurde Semaglutid zur Diabetes-2-Behandlung entwickelt und ist unter dem Namen Ozempic erhältlich.

In Wagovy ist der Wirkstoff höher dosiert als in Ozempic. Der Gewichtsreduktions-Effekt und der Hype darum führte auch zu Engpässen beim eigentlich für Diabetes-2-Patientinnen und -Patienten gedachten Ozempic.

Gemäss der Gesundheitsbefragung 2022 des Bundesamts für Statistik sind in der Schweiz 31 Prozent der Bevölkerung über 15 Jahren übergewichtig und 12 Prozent fettleibig (adipös).

(AWP)