Die Kontron-Aktie gehörte am Nachmittag zu den stärksten Werten im SDax und legte um 4,2 Prozent auf 20,58 Euro zu. Im frühen Handel erreichte das Papier jenseits der 21 Euro sogar einen Xetra-Rekord. Seit Jahresbeginn hat Kontron nun schon mehr als ein Drittel an Börsenwert gewonnen. Jüngst sorgten bei den Anlegern vor allem Grossaufträge aus der Luftfahrt für Begeisterung. Im Oktober zog Kontron zwei Aufträge mit einem Gesamtvolumen von 100 Millionen Euro an Land.

«Trotz Rezessionsängsten verzeichneten wir auch im dritten Quartal einen kontinuierlichen Anstieg der Auftragseingänge», sagte Kontron-Chef Hannes Niederhauser laut Mitteilung mit Blick auf neue Bestellungen im Wert von 356 Millionen Euro im abgelaufenen Jahresviertel. Der Umsatz stieg um 14,4 Prozent auf 300 Millionen Euro. Vor allem das margenträchtige Softwaregeschäft läuft weiter blendend: Hier wuchs der Umsatz um 42,3 Prozent auf 56 Millionen Euro. Das meiste Geschäft machte Kontron in Europa. Im Segment Global, zu dem auch Amerika und Asien gehören, gingen die Umsätze zurück.

Der Auftragsbestand stieg auf 1,66 Milliarden Euro: 195 Millionen Euro mehr als zu Jahresbeginn. Damit seien «im Wesentlichen bereits die Planumsätze und das geplante Wachstum für 2024 abgedeckt», sagte Niederhauser. Jefferies-Analyst Martin Comtesse lobte die hohe Planbarkeit durch die gut gefüllten Auftragsbücher und hob in einer ersten Reaktion die ungebrochen hohe Nachfrage im Softwaregeschäft hervor. Durch den Boom rund um Künstliche Intelligenz sieht Kontron hier künftig noch mehr Wachstumspotenzial.

Das operative Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) schnellte im dritten Quartal um drei Viertel auf rund 35 Millionen Euro nach oben. Das Konzernergebnis der fortgeführten Aktivitäten verbesserte sich von 8,5 Millionen Euro im Vorjahreszeitraum auf 19 Millionen Euro.

Die Prognoseerhöhung ist für Analyst Tim Wunderlich von Hauck Aufhäuser vor diesem Hintergrund keine Überraschung, schliesslich sei das vierte Quartal traditionell stark. Wunderlich lobte zudem das dynamischere Wachstum und ein stärkeres Ertragsprofil, seit sich Kontron auf das Internet der Dinge fokussiere. Vom IT-Service-Geschäft hatten sich die Österreicher vergangenes Jahr getrennt. Rund um diese Veränderungen benannte sich der Konzern im Sommer 2022 auch von S&T in Kontron um.

Seinen operativen freien Barmittelzufluss konnte der SDax-Konzern im dritten Quartal auf fast 27 Millionen Euro mehr als vervierfachen. Trotz mehrerer Übernahmen verfüge Kontron noch immer über eine hohe Liquidität von 292 Millionen Euro. Der bereits im Oktober angekündigte Kauf des US-Softwarespezialisten Bsquare für rund 38 Millionen Dollar (35,7 Mio. Euro) soll noch in diesem Jahr über die Bühne gehen. Es seien bereits weitere Akquisitionen in der Pipeline, um das verkaufte IT-Service-Geschäft bis Ende 2024 vollständig zu ersetzen./lfi/niw/nas

(AWP)