Ein am Freitag veröffentlichter Eintrag im offiziellen Terminkalender von EZB-Präsidentin Christine Lagarde bestätigt, dass sie sich im April mit dem damaligen Vorsitzenden des Weltwirtschaftsforums (WEF), Klaus Schwab, getroffen hat. Nach dessen Darstellung stand eine mögliche vorzeitige Amtsaufgabe Lagardes im Zentrum des Gesprächs.

Das Treffen hatte Schwab im Mai in einem Interview mit der Financial Times öffentlich gemacht. Damals berichtete er, er habe Lagarde in Frankfurt besucht. Dabei sei es um die Option gegangen, dass sie vor Ablauf ihres Mandats im Oktober 2027 von der Spitze der Europäischen Zentralbank zurücktreten könnte, um ihn als Vorsitzenden des Genfer Forums abzulösen.

Termin drei Monate später veröffentlicht

Laut dem EZB-Terminkalender lautete das offizielle Gesprächsthema am 14. April «aktuelle wirtschaftliche und finanzielle Entwicklungen». Die Notenbank veröffentlicht solche Termine routinemässig mit einer Verzögerung von drei Monaten.

Auf einer Pressekonferenz am 5. Juni wurde Lagarde zu dem Treffen und zu Spekulationen über einen vorzeitigen Rücktritt befragt. Eine konkrete Stellungnahme zu den Inhalten der Unterredung blieb sie schuldig. Stattdessen bekräftigte sie ihre Absicht, das Mandat bis zum regulären Ende zu erfüllen.

«Ich bin fest entschlossen, meine Mission zu erfüllen, und ich bin entschlossen, meine Amtszeit zu Ende zu bringen», sagte Lagarde. «Ich muss Ihnen leider mitteilen, dass Sie mich nicht so schnell loswerden.»

Rücktritt nach Vorwürfen

WEF-Gründer Schwab hatte am 4. April angekündigt, sich bis Januar 2027 von seinem Amt als Vorsitzender des Stiftungsrats zurückzuziehen. Bereits 17 Tage später — am Ostermontag — folgte sein sofortiger Rücktritt, nachdem Vorwürfe finanziellen Fehlverhaltens und Spannungen mit der WEF-Führung publik geworden waren. Schwab bestreitet die Vorwürfe.

Lagarde sitzt seit 2011 im Stiftungsrat des WEF — eine Position, die sie formal als mögliche Nachfolgerin Schwabs qualifiziert. Mehrere Medien, darunter Bloomberg, berichteten zuletzt, die 69-jährige Französin sei von dem Forum umworben worden.

(Bloomberg/cash)