Der Swiss Market Index (SMI) dürfte es auch in der neuen Woche nicht leicht haben. Anleger suchen weiter fieberhaft nach Hinweisen, welchen Zinskurs die US-Notenbank Fed in den kommenden Monaten einschlagen wird. Solange die Gemengelage so unsicher sei, sei die Angst gross, sich mit Aktien die Finger zu verbrennen, resümieren Börsianer.
Der Stimmungsumschwung veranlasst die Strategen von Kepler Cheuvreux zum Handeln. Sie reduzieren die Aktienquote auf "Underweight" von "Overweight", um der Gefahr einer schmerzhaften Kontraktion der US-Wirtschaft Rechnung zu tragen. Die Experten wollen jedoch verstanden wissen, dass Aktien in den Kundenportfolios neuerdings nur leicht untergewichtet werden. Gleichzeitig löst der Schweizer Aktienmarkt dank seinen defensiven Attributen den spanischen Aktienmarkt als Favorit ab. Die Strategen von Kepler Cheuvreux begründen diesen Schritt mit ihren neuen Branchenpräferenzen, bei welchen vor allem konjunkturunabhängige Aktien im Vordergrund stehen.
Auch bei der Bank Julius Bär stehen Aktien aus der Schweiz in der Gunst von Experte Mathieu Racheter. Nachdem der Schweizer Aktienmarkt aufgrund des Aufstiegs der künstlichen Intelligenz zuletzt unterdurchschnittlich abgeschnitten hat, macht der Stratege gute Einstiegsmöglichkeiten aus. Seines Erachtens gehören Schweizer Aktien zu den Eckpfeilern der bankeigenen
Aktienallokation.
Eine Chance auf eine Gegenbewegung nach den jüngsten Verlusten sehen einige Experten dennoch. «Die erste Zutat für eine stabile Bodenbildung wäre jetzt eine überzeugte Kaufwelle», sagt Jochen Stanzl von CMC Markets. Um einen sogenannten «Short Squeeze» auszulösen, müsse angesichts der schlechten Stimmung nicht viel passieren. Dabei lösen Investoren in grossem Stil Wetten auf fallende Kurse auf und treiben den SMI oder Dax damit in die Höhe.
Ab dem kommenden Mittwoch läuft am Schweizer Aktienmarkt die Berichterstattung für das dritte Quartal an. Den Beginn macht das Halbleiterunternehmen U-Blox. Allerdings kommt es bei einigen Aktien schon im Vorfeld zu grösseren Kursbewegungen, wie Beobachter berichten. Sie verweisen auf zahlreiche Zahlenüberraschungen bei ähnlich gelagerten Unternehmen aus dem Ausland. Das wiederum sorge hierzulande schon vor Beginn der Quartalsberichterstattung für viel Lärm.
Verbraucherpreise weltweit im Fokus
Angesichts der Zins- und Konjunktursorgen vieler Anleger kommt den Inflationsdaten und Statistiken zur Wirtschaftslage derzeit besondere Bedeutung zu. Eröffnet wird der Reigen am Montag mit den Daten zur deutschen Produktion im August. Von Reuters befragte Experten erwarten einen erneuten Rückgang – und zwar um 0,3 Prozent. Die Unternehmen hatten ihre Fertigung auch im Juli heruntergefahren - Industrie, Bau und Energieversorger stellten zusammen 0,8 Prozent weniger her als im Vormonat.
Am Mittwoch legt das Statistische Bundesamt die endgültigen Preisdaten für September vor. Vorläufigen Daten zufolge kosteten Waren und Dienstleistungen durchschnittlich 4,5 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Im August hatte die Teuerungsrate noch 6,1 Prozent betragen.
Wie es um die Preise in den USA bestellt ist, dürfte sich am Donnerstag zeigen. Die US-Inflationsrate werde im September wohl nur noch minimal nachgeben, sagt Robert Greil, Chefstratege von Merck Finck. «Die einfache Phase der Inflationsnormalisierung ist vorüber, der Weg in Richtung zwei bis drei Prozent und damit zum Inflationsziel der Notenbanken wird steiniger.» Die US-Teuerungsrate lag im August mit 3,7 Prozent höher als im Juli mit 3,2 Prozent. Die Fed hat die Zinsen seit Anfang 2022 von nahe null auf eine Spanne von 5,25 bis 5,50 Prozent erhöht, um die hohe Inflation einzudämmen und den Arbeitsmarkt abzukühlen. Anleger rätseln nun, ob die US-Notenbank im November noch einmal an der Zinsschraube drehen wird.
Zum Wochenausklang richtet sich der Fokus auf China. Die Daten zum Aussenhandel im September werden veröffentlicht. Gebremst von der mauen Weltwirtschaft, stottert der Exportmotor seit einiger Zeit. Von Reuters befragte Experten erwarten, dass er auch im vorigen Monat nicht in Gang gekommen ist: So dürften die Ausfuhren um 8,3 Prozent zurückgegangen sein - nach einem Minus von 8,8 Prozent im August. Auch die Einfuhren könnten angesichts der schwachen Inlandskonjunktur geschrumpft sein - und zwar um 6,0 Prozent, nach einem Minus von 7,3 Prozent im August.
US-Banken lassen sich in die Bücher schauen
Auf der Unternehmensseite geben die grossen US-Banken den Startschuss für die Berichtssaison zum dritten Quartal. JP Morgan, Wells Fargo und die Citigroup lassen sich am Freitag in ihre Bücher schauen. In Deutschland müssen sich die Investoren noch etwas gedulden, bevor die heisse Phase der Berichtssaison beginnt.
(cash/AWP/Reuters)