Nur mit öffentlichen Investitionen in die Digitalisierung, die Bildung und in die Infrastruktur könne sich Deutschland nachhaltig aus der aktuellen Wachstumskrise befreien, sagte der Ökonom. Zwar habe die Schuldenbremse Deutschland in den vergangenen Jahren gut gedient und die Schuldenquote vergleichsweise niedrig gehalten. «Nun jedoch droht die Schuldenbremse für Deutschland zur Wachstumsbremse zu werden», warnte Kraemer.

Auch in den kommenden Monaten dürfte Deutschland den übrigen Ländern der Eurozone hinterherhinken und vorerst «die rote Laterne in der Hand halten», sagte der Ökonom. Im Vergleich zu anderen Euroländern leide die grösste europäische Volkswirtschaft besonders stark unter einem Abflauen der Weltwirtschaft. Die nachlassende Konjunktur in China laste auf der deutschen Exportwirtschaft. Darüber hinaus dürfte auch der wachsende Protektionismus des wichtigen Handelspartners USA das Wachstum bremsen. Zudem geht Kraemer davon aus, dass auch die US-Wirtschaft vor dem Hintergrund der gestiegenen Zinsen im kommenden Jahr in eine Rezession rutschen dürfte.

Positive Trends sieht der Experte indes mit Blick auf die Inflation. Zwar dürfte es zum Jahresende zeitweise wieder einen Anstieg der Teuerung geben, weil statistische Basiseffekte wegfielen. Generell sollte sich der Preisanstieg aber abschwächen. «Insgesamt wird die Inflation mit 2,8 Prozent deutlich niedriger sein als 2023», sagte Kraemer.

Das Ziel der Europäische Zentralbank (EZB), die eine Inflationsrate von mittelfristig zwei Prozent anstrebt, würde damit allerdings noch nicht erreicht werden. Kraemer geht dennoch davon aus, dass die EZB abwarten wird. Die Notenbank dürfte den Leitzins über weite Strecken des kommenden Jahres auf dem bisher erreichten Plateau halten. Erst Ende 2024 sei mit einer ersten Zinssenkung in der Eurozone zu rechnen./jkr/bgf/mis

(AWP)