In der ersten Handelsstunde sank der Kurs zeitweise um fast acht Prozent, damit war die Aktie Schlusslicht im EuroStoxx 50 . Das Papier hat bislang in diesem Jahr eine Berg- und Talfahrt hingelegt, nachdem es im Juni 2024 noch einen Höchststand bei knapp 462 Euro erreicht hatte. Von diesem Rekord ist die Aktie inzwischen weit entfernt, obwohl sie seit dem Jahreswechsel zugelegt hat. Zur Wochenmitte wurden zuletzt rund 375 Euro pro Anteilsschein gezahlt, durch die aktuellen Verluste ist auch das bisherige Jahresplus auf unter zehn Prozent abgeschmolzen.
Analysten zeigten sich unisono von der Zahlenvorlage enttäuscht. Jefferies-Experte David Hayes sprach von einem deutlichen «Fehlschlag» im Vergleich zu den hohen Markterwartungen. Laut RBC-Analyst Wassachon Udomsilpa war zwar der Bereich Professional weiterhin ein herausragender Leistungsträger, die anderen drei Sparten des Körperpflegekonzerns seien jedoch hinter den Erwartungen zurückgeblieben. Celine Pannuti, Branchenexpertin bei der US-Bank JPMorgan, setzt nun auf eine Belebung im vierten Quartal - sicher sei dies aber nicht, räumte sie ein.
L'Oreal-Chef Nicolas Hieronimus selbst zeigte sich mit der jüngsten Geschäftsentwicklung hingegen zufrieden. «Wie erwartet hat sich unser vergleichbares Wachstum weiter beschleunigt», sagte er laut Mitteilung vom Dienstagabend. Der Fortschritt sei breit angelegt, und alle Regionen hätten dazu beigetragen.
Besonders stark konnte L'Oreal im dritten Quartal bei Profiprodukten und Spezial-Hautpflegemarken zulegen. Aber auch Luxusprodukte und die Massenkosmetik verkauften sich besser. Auf vergleichbarer Basis war so der Umsatz konzernweit um 4,2 Prozent auf 10,3 Milliarden Euro gestiegen. Analysten hatten allerdings mit einem Plus von 4,9 Prozent gerechnet.
Besser als von Experten gedacht lief hingegen das Geschäft in Nordasien, das im Vorquartal noch eingebrochen war. Im dritten Jahresviertel legte der Umsatz in der Region um 4,7 Prozent auf fast 2 Milliarden Euro zu - am Markt war nur mit einem Plus von 3,2 Prozent gerechnet worden. Nach einem Rückstand noch zum Halbjahr hat sich L'Oreal damit in Nordasien inzwischen in ein leichtes Plus vorgearbeitet.
Zu der Region Nordasien gehört auch das Geschäft auf dem chinesischen Festland, wo der Konzern lange mit der starken Konsumzurückhaltung der Bevölkerung zu kämpfen hatte. Nach ersten Erholungszeichen bereits im zweiten Jahresviertel konnte L'Oreal dort nun sein Wachstum auf einen mittleren einstelligen Wert beschleunigen. Neben Luxusmarken seien vor allem Produktneuheiten stark nachgefragt worden, hiess es.
Auch in Europa konnten die Franzosen das Wachstum ankurbeln, dort stand ein vergleichbares Quartalsplus von 4,1 Prozent zu Buche. In Nordamerika wiederum verkauften sich Haarpflege-Produkte besonders gut, aber auch Düfte und Kosmetik. Die Region hinkte mit einem vergleichbaren Umsatzplus von 1,4 Prozent in dem Quartal aber den übrigen Absatzmärkten hinterher und schnitt deutlich schwächer als von Analysten gedacht ab.
L?Oréal hat dort ebenso wie seine Konkurrenten mit einer schwachen Verbrauchernachfrage zu kämpfen, auch da US-Präsident Donald Trump den globalen Handel mit Zöllen durcheinandergebracht hat. Im Vorquartal hatte L'Oreal in Nordamerika noch mehr als acht Prozent Wachstum erzielt.
Für das Gesamtjahr gab sich Konzernchef Hieronimus unterdessen positiv: «Ich bin zuversichtlich, dass wir den globalen Schönheitsmarkt übertreffen und ein weiteres Jahr des Umsatzwachstums erreichen und unsere Profitabilität weiter steigern werden.»
Auch setzt der Manager grosse Hoffnungen in eine erst in dieser Woche verkündete Allianz mit dem Luxuskonzern Kering . Für 4 Milliarden Euro übernimmt L'Oreal dessen Parfümhersteller House of Creed sowie 50-jährige Lizenzen für die Entwicklung und Vermarktung von Beauty-Produkten für einige von Kerings Modelabels./tav/lew/jha/
(AWP)