Die Lufthansa-Aktie drehte auf die Nachricht hin ins Minus, nachdem sie zuvor das höchste Niveau seit Mitte erreicht hatte. Am Nachmittag betrug der Abschlag noch 0,6 Prozent.

Der Lufthansa-Konzern will sich eigentlich stärker auf seine Airline-Aktivitäten konzentrieren und hatte daher einen Teilverkauf seiner Wartungssparte geplant. Früheren Informationen der Nachrichtenagentur Bloomberg zufolge war ein Anteil von mindestens einem Fünftel im Spiel, die gesamte Einheit wurde mit rund 8 Milliarden Euro bewertet.

Finanzinvestoren sollen bereits im Frühjahr Interesse angemeldet haben. Für den jetzigen Strategie-Schwenk und die Abkehr von den Verkaufsplänen gibt es offensichtlich gute Gründe: Lufthansa Technik sprach von einer veränderten Marktentwicklung bei Triebwerken, womit sich dem Unternehmen neue Perspektiven eröffneten.

Angesichts anhaltender Herstellerprobleme in diesem Bereich sei der strategische Wert der Lufthansa Technik als integraler Bestandteil der Lufthansa-Gruppe in den vergangenen Monaten deutlich gestiegen, erläuterte der Aufsichtsratschef des Wartungsunternehmens, Detlef Kayser. Das Management erwarte bei Triebwerken eine dauerhaft erhöhte Nachfrage nach Reparatur- und Überholungsleistungen. Neben einer steigenden Zahl älterer Triebwerke im globalen Flugbetrieb trage dazu auch die höhere Wartungsintensität neu entwickelter Triebwerke bei.

Probleme hat aktuell der Triebwerkshersteller Pratt & Whitney, der für seinen Getriebefan-Antrieb im Sommer einen umfangreichen Rückruf gestartet hatte. Die Lufthansa hat früheren Angaben zufolge mehr als 60 Flugzeuge mit Getriebefan. Im Zuge des Rückrufs müssten inklusive Ersatztriebwerken 146 Turbinen im Gesamtkonzern gewartet werden, hatte Lufthansa-Chef Carsten Spohr erst Anfang November gesagt. Mit Hilfe der Lufthansa Technik will der Manager die Wartungszeit deutlich verkürzen. Aber auch als Wartungsnehmer anderer Airlines dürfte die Lufthansa Technik an der Getriebefan-Krise vermutlich verdienen.

Die Lufthansa Technik will nun mit einem eigenen Wachstumsprogramm, das den Namen «Ambition 2030» trägt, weiter vorankommen und ihre Profitabilität in den kommenden Jahren steigern. Dabei seien «umfassende» Investitionen in den Ausbau des Kerngeschäfts vorgesehen, hiess es. Bestehende Standorte sollen erweitert werden. Darüber hinaus sei der zügige Aufbau eines weiteren Werks in Europa vorgesehen, um der erweiterten Nachfrage nachkommen zu können. Für die Erweiterung der internationalen Präsenz seien zudem auch Zukäufe möglich. Ferner plant Lufthansa Technik den Ausbau digitaler Geschäftsmodelle.

Unterdessen steuert Lufthansa Technik 2023 den Angaben zufolge beim bereinigten operativen Gewinn auf ein zweites Rekordjahr zu, nach einem bereinigten Ergebnis vor Zinsen und Steuern von 511 Millionen Euro 2022. Im vergangenen Jahr hatte das Unternehmen mit einer Belegschaft von weltweit rund 22 000 Menschen dabei einen Umsatz von knapp 5,6 Milliarden Euro erzielt, das waren rund 17 Prozent des Gesamterlöses der Lufthansa-Gruppe. Für 2023 sind bei Lufthansa Technik mehr als 6 Milliarden Euro Umsatz angepeilt.

Die Lufthansa hatte erst zum 31. Oktober hatte den im April vereinbarten Verkauf der Bordverpflegungssparte LSG Group an den Finanzinvestor Aurelius abgeschlossen. Für den Ausbau der Flugaktivitäten hofft der Konzern auf einen Einstieg bei der bisher rein staatlichen italienischen Fluglinie Ita Airways, der früheren Alitalia. Die Lufthansa will in einem ersten Schritt von Ita 41 Prozent zum Preis von 325 Millionen Euro übernehmen. Der Deal muss aber noch von der EU-Kommission genehmigt werden. Der MDax-Konzern rechnete zuletzt mit einer Freigabe Anfang 2024./tav/mis

(AWP)