An der Börse kamen die Neuigkeiten vom Donnerstagmorgen gut an. Die Lufthansa-Aktie legte zuletzt um gut sieben Prozent auf 7,036 Euro zu und war damit Spitzenreiter im MDax , dem Index der mittelgrossen Werte. Dennoch wurde das Papier noch rund zehn Prozent billiger gehandelt als zum Jahreswechsel.
Dass die Lufthansa trotz der guten Geschäfte weniger verdiente als in ihrem bisherigen Rekordquartal, lag an der damaligen Ausnahmesituation: Im August 2017 hatte die bis dahin zweitgrösste deutsche Fluggesellschaft Air Berlin mitten im Sommer Insolvenz angemeldet. Das Ende der wichtigsten heimischen Rivalin brachte der Marktführerin Lufthansa einen Nachfrageschub - und damit ihren höchsten Gewinn im Tagesgeschäft.
Diesmal steigerte die Lufthansa ihren Quartalsumsatz im Jahresvergleich acht Prozent auf den Rekordwert von knapp 10,3 Milliarden Euro, wie sie am Donnerstag in Frankfurt mitteilte. Unter dem Strich verdiente der Konzern knapp 1,2 Milliarden Euro, fast anderthalb Mal so viel wie ein Jahr zuvor. Damit schnitt er sowohl im Tagesgeschäft als auch insgesamt besser ab als von Analysten im Schnitt erwartet.
Mit Blick auf die Monate April bis September lief es laut Spohr sogar besser als 2017: Der Manager sprach von einem «Rekordsommer» und meinte damit Umsatz und operativen Gewinn aus dem zweiten und dritten Quartal zusammen. Der jüngste Anstieg der Kerosinpreise hält den Vorstand jedoch davon ab, sein Gewinnziel für 2023 weiter anzuheben. So erwartet das Management in diesem Jahr jetzt Treibstoffkosten von etwa acht Milliarden Euro, rund eine halbe Milliarde mehr als im August geschätzt.
Unterdessen fällt das Flugangebot des Konzerns immer noch merklich kleiner aus als vor der Corona-Pandemie: Im dritten Quartal betrug die angebotene Sitzplatzkapazität 88 Prozent des Niveaus von 2019. Für das Gesamtjahr peilt der Vorstand wie bisher 85 Prozent an. Und auch 2024 sollen es lediglich 95 Prozent werden.
Denn Engpässe bei Personal und Flugzeugen machen den Airlines seit dem Abklingen der Corona-Krise deutlich zu schaffen. Immer wieder klemmt es im System. Während es an Flughäfen oft an genügend Mitarbeitern für die Bodenabfertigung fehlt, kommen die grossen Flugzeughersteller Airbus und Boeing mit der Auslieferung neuer Jets wegen knapper Bauteile und Problemen von Zulieferern kaum hinterher.
So wird ein Rückruf von Triebwerken von Airbus-Jets aus der Modellfamilie A320neo auch einige Maschinen der Lufthansa betreffen, wie Spohr bereits im Sommer erklärt hatte.
Dass das Flugangebot der Airlines kaum mit der Nachfrage schritthält, wirkt sich auf die Ticketpreise aus. Bei der Lufthansa lagen die Durchschnittserlöse je Ticket im dritten Quartal 25 Prozent höher als im Sommer 2019 - und damit so hoch wie nie zuvor. Die Nachfrage von Privatreisenden sei unverändert hoch, erklärte der Konzern dazu. Dies gelte vor allem für die Premium-Ticketklassen. Mit rund 38 Millionen Passagieren zählte die Lufthansa und ihre Töchter Austrian Airlines, Swiss, Brussels und Eurowings rund 14 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum.
Dank der starken Nachfrage und der hohen Ticketpreise erwirtschafteten die Passagier-Airlines diesmal fast den kompletten operativen Gewinn des Konzerns. Zusammen verdienten sie operativ 1,4 Milliarden Euro und damit fast doppelt so viel wie ein Jahr zuvor.
Die Frachtsparte Lufthansa Cargo hielt sich nach ihren Rekordjahren während der Pandemie hingegen mit einer Million Euro nur knapp in den schwarzen Zahlen. Ein Jahr zuvor hatte sie noch einen operativen Gewinn von 331 Millionen Euro erzielt. Bei der Wartungstochter Lufthansa Technik ging der operative Gewinn zwar um gut ein Zehntel auf 168 Millionen Euro zurück. Dank einer starken Nachfrage nach Wartungsdienstleistungen steuert die Sparte für 2023 aber weiterhin auf ein Rekordergebnis zu./stw/ngu/stk
(AWP)