Eine Erleichterung in Sachen US-Zölle käme gerade den ausschliesslich in der Schweiz produzierenden Uhrenherstellern zugute. Nicht zuletzt, nachdem die Branche jüngst besonders auf den US-Markt angewiesen war angesichts der anhaltenden Konsumschwäche in China - der in Vergangenheit wichtigste Absatzmarkt.
Swatch gewinnen gegen 9.45 Uhr 4,2 Prozent auf 173,55 Franken, Richemont legen 2,1 Prozent auf 161,45 Franken zu. Der Gesamtmarkt gemessen am SPI liegt zeitgleich 0,7 Prozent im Plus. Richemont und Swatch haben bereits am Vortag jeweils deutlich zugelegt, nachdem sie vergangene Woche abgegeben hatten.
Swatch nähern sich nun ihrem Jahreshoch vom Februar bei 179,95 Franken - vor den verschärften Zollquerelen - wieder an. Richemont sind noch ein gutes Stück weg vom Hoch im Februar bei 187,55 Franken, stehen seit Jahr Anfang allerdings 17 Prozent im Plus.
US-Präsident Donald Trump hatte am Vorabend Verhandlungen mit der Schweiz zur Reduktion der Zölle in einer Fragerunde im Weissen Haus bestätigt: «Wir arbeiten an einem Deal», sagte er auf eine Frage eines Journalisten. Er wollte jedoch keine konkrete Zahl nennen und sagte lediglich: «Wir arbeiten an etwas, um der Schweiz zu helfen.»
Laut Bloomberg könnte es sich um eine Senkung des derzeitigen US-Zolltarifs auf die Einfuhr von zahlreichen Schweizer Gütern auf 15 Prozent handeln, wie die Nachrichtenagentur mit Verweis auf mit der Angelegenheit vertraute Quellen schrieb. Seit Anfang August gilt für die Schweiz ein Strafzoll von 39 Prozent, während die EU lediglich mit einem Zoll von 15 Prozent belegt wurde.
Eine Einigung könnte innerhalb der nächsten zwei Wochen erzielt werden, so Bloomberg weiter. Allerdings sei noch nichts endgültig entschieden. Die Gespräche könnten allenfalls auch scheitern, wie dies bereits vergangenen Juli der Fall gewesen sei. Vom Schweizer Departement für Wirtschaft, Bildung und Forschung (WBF) hiess es auf Anfrage der Nachrichtenagentur Keystone-SDA, die Verhandlungen würden laufen, und währenddessen werde nicht kommentiert.
Erst vergangene Woche waren Vertreter von Schweizer Privatunternehmen auf eigene Faust in die USA gereist: Sie tauschten sich mit Trump im Oval Office aus und wollten auf die Folgen der hohen Zölle aufmerksam machen. Darunter war auch Richemont-Verwaltungsratspräsident Johann Rupert.
Swatch-Chef Nick Hayek hingegen kritisierte den Auftritt der Gruppe der Schweizer Wirtschaftsführer scharf. Diese hätten sich in eine «Position der Schwäche» begeben, sagte er verschiedenen Zeitungen. Hayek bezeichnete das Treffen als «Hofieren». «Der einzige König, dem ich hofiere, ist der Kunde», sagte er. Die Schweiz sollte selbstbewusster auftreten und kämpfen. Swatch habe sich mit der Situation längst arrangiert und die Preise in den USA entsprechend erhöht. Letztlich würden die US-Konsumenten die Zölle bezahlen.
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(AWP)