Die SRG bleibt mit 53 Prozent Marktanteil jedoch Marktführerin. Die Entwicklung der Radio-Nutzungszahlen bewege sich im Rahmen der Erwartungen, schrieb die SRG am Donnerstag in einem Communiqué. Tatsächlich hatte die SRG schon im April ausserordentlich Zahlen zur Radio-Nutzung im ersten Quartal veröffentlicht, die bezüglich Rückgang und Marktanteil ein nahezu identisches Bild zeigten.
Die Reichweite des Mediums Radio allgemein nehme ab, da sich das Mediennutzungsverhalten bereits seit einiger Zeit verändere, hiess es weiter.
Tessin besonders betroffen
Unterschiede zeigt die jüngste Erhebung von Mediapulse zwischen den Sprachregionen auf: Während der Verlust an Nettoreichweite der SRF-Radios im Vergleich zum ersten Halbjahr 2024 7,7 Prozentpunkte betrug, lag das Minus in der Westschweiz bei RTS bei 8,0 Prozentpunkten und in der italienischen Schweiz bei RSI sogar bei 14,1 Prozentpunkten.
Das entspricht einem Rückgang von 18 Prozent bei den SRF-Radios, einem Minus von 23 Prozent bei RTS und von 27 Prozent bei RSI. Die Nettoreichweite misst, wie viele Personen pro Tag mindestens einmal zu einem bestimmten Radio-Angebot Kontakt haben.
Für die Messung setzt Mediapulse spezielle Uhren ein. Gemäss Angaben auf der Website des Unternehmens werden mehrmalige Kontakte während des betrachteten Zeithorizonts nur einmal berücksichtigt.
Die Reichweite von Radio SRF 1 ging gemäss SRG im ersten Halbjahr von 1'083'600 auf 850'600 Personen zurück, jene von Radio SRF 3 von 896'300 auf 658'000 Hörende.
Profitiert von der UKW-Abschaltung bei der SRG haben die Privatradios. So erreichten die zwölf Radiosender von CH Media gemäss einer Mitteilung des Unternehmens täglich mehr 1,8 Millionen Zuhörerinnen und Zuhörer. Dies seien 10 Prozent mehr als im Vorjahr.
Der meistgehörte Privatsender der Deutschschweiz war demnach Radio Pilatus. Der Zentralschweizer Regionalsender erreichte täglich rund 241'000 Personen, was einer Steigerung um 9 Prozent entspricht. Auf Platz zwei steht Radio 24, ebenfalls ein Sender von CH Media, mit 237'000 Hörenden. Dahinter folgt Radio Zürisee aus Rapperswil-Jona SG mit 219'040 Hörenden.
Vorstoss im Parlament hängig
Die Auswirkungen der UKW-Abschaltung sind auch politisch ein Thema. Die Einstellung des UKW-Rundfunks auch für Privatradios ist derzeit für den 31. Dezember 2026 geplant. Die Kommission für Verkehr und Fernmeldewesen des Nationalrats (KVF-N) fordert allerdings mit einer Motion, darauf zumindest vorläufig zu verzichten.
Eine knappe Mehrheit der Kommission fürchtet, die Einstellung des UKW-Rundfunks würde die privaten Radiosender gefährden und die Schweizer Hörerschaft dazu veranlassen, auf ausländische Sender auszuweichen.
Unterstützung erhält ihre Forderung von den Privatradios. Der Verband Schweizer-Privatradios (VSP) forderte als Reaktion auf die Mediapulse-Zahlen und die Rückgänge bei der SRG «dringende politische Entscheidungen». Sonst drohe für die privaten Sender ein ähnliches Szenario.
«Eine Abschaltung von UKW soll erst erfolgen, wenn sie für private Radioveranstalter wirtschaftlich tragbar ist», schrieb er. Entscheidend sei dabei unter anderem die Verbreitung DAB+-fähiger Autoradios.
mk/
(AWP)