Im zweiten Quartal wies Merck & Co unter dem Strich einen Verlust von fast sechs Milliarden US-Dollar (5,4 Mrd Euro) aus, nach rund vier Milliarden Dollar Gewinn ein Jahr zuvor, wie der Konzern am Dienstag in Rahway mitteilte. Merck & Co hatte im April die Prometheus-Übernahme angekündigt und im Juni abgeschlossen. Im zweiten Quartal schlug dies mit einer einmaligen Belastung von 10,2 Milliarden Dollar zu Buche.
Das Management senkte deshalb auch das Gewinnziel für 2023. So dürfte der um Sondereffekte bereinigte Gewinn je Aktie (EPS) von im Vorjahr 7,48 Dollar auf 2,95 bis 3,05 Dollar zurückgehen. Bisher hatte die Prognose auf 6,88 bis 7,00 Dollar gelautet. Beim Umsatz rechnet der Konzern dagegen jetzt mit etwas mehr: Der Erlös soll 2023 bei 58,6 bis 59,6 Milliarden Dollar herauskommen, hier standen zuletzt 57,7 bis 58,9 Milliarden im Plan.
Im zweiten Quartal erlöste der Konzern rund 15 Milliarden Dollar, das waren drei Prozent mehr als vor einem Jahr, was etwas mehr war als am Markt erwartet. Ein starkes Krebsgeschäft und eine kräftig angezogene Nachfrage nach der HPV-Impfung Gardasil sorgten bei den Amerikanern für ein überraschend starkes Quartal.
Während der Pandemie waren viele Krebs-Behandlungen auf Eis gelegt worden - oftmals wegen zu geringer Kapazitäten in den Krankenhäusern, aber auch aus Furcht vor einer Ansteckung der oft immungeschwächten Kranken mit Covid-19. Mit dem Abflauen der Pandemie werden inzwischen jedoch wieder mehr Krebspatienten therapiert.
Diese Entwicklung wirkte sich auch beim Hersteller Merck & Co positiv aus, der ausserhalb der USA als MSD agiert. Sein wichtigstes Krebsmedikament Keytruda wurde wieder häufiger verschrieben, sodass die Immuntherapie ein Umsatzwachstum von knapp einem Fünftel auf knapp 6,3 Milliarden Dollar verbuchte. Der Erlös mit der Impfung Gardasil gegen das potenziell krebserregende humane Papillomvirus (HPV) kletterte gar um 47 Prozent auf fast 2,5 Milliarden Dollar.
Damit stehen beide Mittel für mehr als die Hälfte der Konzernerlöse. Deutlich weniger setzte Merck mit dem Covid-Medikaments Lagevrio um. Denn im Einklang mit der gesamten Branche ist auch für Merck & Co die Sonderkonjunktur durch Corona langsam vorbei. Lagevrio spülte dem Konzern im zweiten Quartal lediglich noch 203 Millionen Dollar in die Kassen und somit 83 Prozent weniger als vor einem Jahr.
Das deutlich geringere Geschäft mit Covid-Medikamenten macht dem Arzneimittelhersteller Pfizer noch mehr zu schaffen. Der Konzernumsatz sank im zweiten Quartal im Jahresvergleich um 54 Prozent auf 12,7 Milliarden Dollar, nachdem vor einem Jahr das Geschäft mit Corona-Impfstoff dem Unternehmen noch viel Rückenwind beschert hatte. Analysten hatten im Schnitt mit einem deutlich höheren Erlös gerechnet. Abseits des Covid-Geschäfts konnte Pfizer aus eigener Kraft um fünf Prozent zulegen, wie der Pharmakonzern mitteilte.
Der Gewinn unter dem Strich ging im zweiten Jahresviertel insgesamt um 77 Prozent auf 2,3 Milliarden Dollar zurück, bereinigt um Sonderfaktoren lag das Ergebnis je Aktie über den Erwartungen am Markt.
Ohne das Covid-Geschäft erwartet Pfizer 2023 nun ein Umsatzplus aus eigener Kraft von sechs bis acht Prozent. Zuvor hatte das Unternehmen hier noch einen Zuwachs von sieben bis neun Prozent im Visier. Für den Konzernjahresumsatz kalkuliert Pfizer nun 67 bis 70 Milliarden US-Dollar ein, nach zuvor anvisierten Erlösen bis zu 71 Milliarden Dollar. Das Ergebnisziel für das laufende Jahr bestätigte der Konzern./mne/jcf/jha/