In Restaurants der Kette Nanchengxiang in Peking gönnen sich Kunden ein Frühstücksbuffet mit drei Sorten Reisbrei, saurer und scharfer Suppe und Milch. Und das alles zum Preis von nur drei Yuan - umgerechnet etwa 34 Rappen.
"Während der Pandemie sind viele gute und günstige Angebote aufgetaucht", weiss der 71-jährige Gao Yi zu berichten, während er mit seinem Enkel in einer der 160 Filialen der Kette in der chinesischen Hauptstadt frühstückt. Nicht alle seien von Dauer. Aber es gebe ständig neue gute Angebote: "Man muss nur hingehen, um sie zu finden." Die Deflation in China macht es möglich: Der Rückgang des allgemeinen Preisniveaus ist auf den ersten Blick gut für die Verbraucher, aber gefährlich für die Wirtschaft.
Wie es Japan über Jahrzehnte schmerzlich erleben musste, kann eine länger anhaltende Deflation die Konjunktur am Boden halten. Eine solche Abwärtsspirale kommt in Gang, wenn sich Verbraucher in Erwartung immer weiter sinkender Preise mit Käufen zurückhalten, was Umsatz, Gewinn und Investitionen der Unternehmen drückt.
Die Zurückhaltung der Verbraucher hat in der Volksrepublik bereits einen Preiskampf zwischen Billig-Restaurantketten ausgelöst. Dieser kann laut Analysten kleineren Unternehmen schaden, die Schwierigkeiten haben, mit den Rabatten grösserer Anbieter mitzuhalten. "Es braucht gute Angebote, um die Verbraucher anzulocken. Daher ist der Druck auf diese Unternehmen gross, Margen zu erwirtschaften", sagte Ben Cavender, Geschäftsführer der China Market Research Group in Shanghai.
Anders als in westlichen Ländern waren die Chinesen während der Corona-Pandemie finanziell weitgehend auf sich gestellt. Staatliche Unterstützung wurde hauptsächlich der Industrie gewährt. Und nach der Aufhebung der in China besonders strikten Corona-Beschränkungen kam es nicht zu einem Konsumrausch, wie ihn einige Ökonomen prognostiziert hatten. Da sich bei Löhnen und Renten kaum etwas tut und der Arbeitsmarkt äusserst unsicher ist, ist die Kauflust gedämpft.
Die maue Wirtschaft belastet das Verbrauchervertrauen ebenfalls. "Rabattstrategien, die den Verbrauchern eine preiswertere Auswahl bieten, passen zur aktuellen Wirtschaftslage", meint Analyst Zhu Danpeng, der auf den Bereich Nahrungsmittel und Getränke spezialisiert ist. Die Restaurantkette Nanchengxiang trifft mit ihrer Billigstrategie den richtigen Nerv bei den Kunden: Die zentrale Filiale in Peking war am Donnerstag wieder proppenvoll - laut Mitarbeitern so wie jeden Morgen seit Einführung des Drei-Yuan-Menüs im Mai.
(Reuters)