An der Börse wurden die Neuigkeiten positiv aufgenommen: Die MTU-Aktie lag zur Mittagszeit mit gut einem Prozent im Plus bei 227,70 Euro und gehörte damit zu den stärksten Gewinnern im Dax . Nach Bekanntwerden des Rückrufs im vergangenen Sommer war der Kurs der MTU-Aktie eingebrochen - bis auf 158,20 Euro im September. Seither hat er sich berappelt. Das Rekordniveau von fast 290 Euro aus der Zeit kurz vor der Corona-Krise Anfang 2020 ist jedoch noch ein gutes Stück entfernt.
Der Rückruf betrifft rund 3000 Triebwerke vom Typ Getriebefan, die vor allem rund die Hälfte aller Airbus-Mittelstreckenjets aus der Modellfamilie A320neo antreiben. MTUs grösserer US-Partner Pratt & Whitney hat bei der Fertigung der Turbinenscheiben ein problematisches Metallpulver verwendet.
Im Juli gab Pratt & Whitneys Mutterkonzern RTX den Rückruf bekannt. In den Jahren bis 2026 müssen jeweils hunderte Passagierjets in aller Welt bis zu zehn Monate lang am Boden bleiben. Von den milliardenschweren Kosten von insgesamt sechs bis sieben Milliarden US-Dollar hat MTU nach bisherigem Stand rund eine Milliarde Euro zu tragen. Wegen einer entsprechenden Rückstellung fuhr das Unternehmen 2023 den ersten Jahresverlust in seiner 90-jährigen Geschichte ein.
Ansonsten brummt das Geschäft von MTU - so auch im ersten Quartal. Während der Verkauf neuer Antriebe für Passagierjets weniger einbrachte als ein Jahr zuvor, liessen die Triebwerkswartung und Antriebe für Militärflugzeuge Umsatz und Gewinn im Tagesgeschäft wachsen. Dabei profitierte der MTU-Konzern von seiner Beteiligung am Antrieb für den Kampfjet Eurofighter.
Insgesamt erzielte der Konzern einen Umsatz von knapp 1,7 Milliarden Euro und damit sieben Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Der um Sonderposten bereinigte operative Gewinn (Ebit) wuchs um drei Prozent auf 218 Millionen Euro. Unter dem Strich blieb auch wegen einer weiteren Belastung durch den Triebwerksrückruf mit 126 Millionen Euro sechs Prozent weniger Gewinn übrig als Anfang 2023.
Zu schaffen machen MTU weiterhin die Engpässe in den Lieferketten, die eine stärkere Ausweitung der Flugzeug- und Triebwerksproduktion verhindern. Im Wartungsgeschäft kommt diese Entwicklung MTU hingegen zugute: Viele Fluggesellschaften hielten ältere Jets länger im Einsatz als geplant und schickten deren Triebwerke deshalb auch vermehrt in die Wartung, erklärte Wagner.
Mit Blick auf das laufende Jahr sieht Wagner MTU auf Kurs, den Umsatz wie geplant auf 7,3 bis 7,5 Milliarden Euro zu steigern. Das wäre mindestens eine Milliarde mehr als im Vorjahr, wenn man die damaligen Belastungen durch den Triebwerksrückruf ausklammert.
Vom Umsatz soll 2024 mehr als zwölf Prozent als bereinigter operativer Gewinn übrig bleiben - und damit mindestens etwa 880 Millionen Euro. Im Vorjahr hatte dieses Ergebnis mit 818 Millionen Euro bereits einen Rekord erreicht. Nach Abzug der Sonderkosten für den Triebwerksrückruf rutschte MTU jedoch in die roten Zahlen./stw/mis/stk
(AWP)