Der Nationalrat hiess den Vorstoss am Mittwoch mit 151 zu 31 Stimmen bei 15 Enthaltungen gut. Konkret fordert dieser, dass dass der Bundesrat «umgehend» auf seinen Grundsatzentscheid von Anfang Jahr zurückkommt und statt eines Verbots von internationalen Adoptionen deren Kontrolle und Transparenz verstärkt. So soll das Missbrauchsrisiko reduziert werden.

Eingereicht worden war der Vorstoss, nachdem der Bundesrat eine Vorlage für ein Verbot angekündigt hatte. Fachleute hatten ein Verbot als den besten Weg bezeichnet, um Missbräuche zu verhindern.

Laut dem Bericht der Experten dürften zwischen 1970 und 1999 mehrere tausend Kinder aus dem Ausland durch Kinderhandel, mit gefälschten Dokumenten, fehlenden Herkunftsangaben oder durch andere illegale Praktiken zur Adoption in die Schweiz gekommen sein. Auf jene Befunde stützte sich der Bundesrat bei seiner Entscheidung.

Die Zahl der internationalen Adoptionen ging in den vergangenen Jahren gemäss dem Bericht der Experten stark zurück. Derzeit sind es noch rund dreissig pro Jahr, einst waren es mehrere hundert.

Für die Mehrheit der Rechtskommission sagte Simone Gianini (FDP/TI), strenger kontrollierte internationale Adoptionen dienten dem Kindeswohl. Für einige Kinder sei eine Adoption im Ausland die einzige Chance auf ein besseres Leben. Auch war die Kommission der Ansicht, dass ein Verbot adoptierte Menschen und deren Familien stigmatisieren würde.

Der Bundesrat hat auf die Kritik bereits reagiert: Er wird als Alternative zum Verbot Transparenz- und Kontrollmechanismen vorschlagen, wie Justizminister Beat Jans im Rat erklärte. Dies würde laut Jans jedoch einen erheblichen Mehraufwand bedeuten. Der Justizminister warb daher für eine vertiefte Diskussion über beide Varianten. Es sei nicht sinnvoll, ein Verbot von vornherein auszuschliessen.

(AWP)