Das Verlagerungsziel von noch 650'000 Lastwagenfahrten der 1994 angenommenen Alpeninitiative war auch 2024 überschritten. 960'000 Lastwagen fuhren stattdessen durch die Alpen, wie der Bundesrat zum am Mittwoch verabschiedeten neuen Verlagerungsbericht mitteilte.

Fünf Jahre nach Inbetriebnahme ist das Potenzial der neuen Eisenbahn-Alpentransversale (Neat) mit den Basistunnels durch Gotthard, Lötschberg und Ceneri nicht ausgeschöpft. Der Bahnanteil am Güterverkehr durch die Alpen lag Ende 2024 bei 70,4 Prozent, 2,6 Prozentpunkte tiefer als 2022. 2025 zeichnet sich ein weiterer Rückgang ab.

Langsamer Ausbau der Zufahrten

Hauptsächlicher Bremsklotz sind die Zulaufstrecken, wie Verkehrsminister Albert Rösti vor den Medien sagte. In Italien sind drei der vier Zubringer ausgebaut. Für die letzte sicherte sein Amtskollege Matteo Salvini nach Angaben Röstis die Finanzierung zu.

Düsterer sieht es im Norden aus. Für die linksrheinische Strecke mit dem Vogesentunnel liegt eine Absichtserklärung mit Frankreich vor, wie Rösti erklärte. Das entsprechende Programm will Frankreich 2027 beschliessen. Bei Basel werden dafür zwei Tunnels ausgebaut. Die Hauptarbeiten beginnen 2026.

Der für den Korridor Nordsee-Rhein-Mittelmeer zentrale Ausbau der Rheintalbahn zwischen Karlsruhe und Basel auf vier Gleise dauert nach deutschen Angaben indessen bis 2041. Wo die Strecken modernisiert sind, behindern Baustellen und mangelnde Kapazitäten auf den Ausweichstrecken die Qualität und Produktivität des Güterverkehrs mit der Bahn.

Der Bundesrat will sich deshalb in den kommenden Jahren für eine rasche Modernisierung in den Nachbarländern engagieren. Zudem setzt er sich für eine bessere internationale Koordination von Baustellen sowie ausreichende Umleitungen ein. Rösti plant dazu gegebenenfalls Runde Tische mit den Bahnbetreibern, wie er erklärte.

Neben den Bemühungen auf politischer Ebene werden Massnahmen umgesetzt. Bis 2028 sollen die Strecke Stuttgart-Singen und die schweizerische Verlängerung Schaffhausen-Oerlikon-Othmarsingen#AG zur Entlastung der Rheintalstrecke dienen.

Kompensation für Rollende Landstrasse

Der sich abzeichnende Rückgang im alpenquerenden Güterverkehr auf der Schiene könnte sich durch die Einstellung der Rollenden Landstrasse (Rola) Mitte Dezember verschärfen. Das Ende der Rola erfolgt wegen sich abzeichnender Defizite.

Wie Rösti sagte, sollen zusätzliche Mittel für den unbegleiteten kombinierten Verkehr das Rola-Ende möglichst kompensieren. Zudem prüft der Bundesrat die Fortsetzung der bisher bis 2030 befristeten Subventionen für den kombinierten Verkehr durch die Alpen.

Der Bundesrat will künftig die leistungsabhängige Schwerverkehrsabgabe (LSVA) auch für Elektrolastwagen zur Pflicht machen. Durch den Einbezug der Elektrolaster gelangen herkömmliche Fahrzeuge in eine höhere Abgabekategorie, was höhere Einnahmen generiert, wie Rösti erklärte. Auch das soll die Wettbewerbsfähigkeit der Bahn gegenüber der Strasse erhalten. Über die Vorlage wird der Nationalrat voraussichtlich in der Wintersession entscheiden.

Fördermassnahmen im Inland

Um die Verlagerung auch im Inland zu fördern und Einbussen zu verhindern, gelten ab dem 1. Januar 2026 neue Regeln zur Förderung des Schienengüterverkehrs und der Güterschifffahrt. Wie Rösti sagte, hat der Schienengüterverkehr im Import und Export einen Anteil von einem Viertel.

Der Bund fördert mit der in Kraft tretenden Totalrevision der Gütertransportverordnung den Einzelwagenladungsverkehr bei den Betreibern von Anschlussgleisen und Verladeanlagen für den kombinierten Verkehr mit vierzig Franken pro Wagen und insgesamt fünfzig Millionen Franken im Jahr. Dabei gilt keine Untergrenze für die Zahl der beladenen Wagen. Die Rückerstattung der LSVA für Zubringerfahren entfällt.

Zwecks Rationalisierung im Güterverkehr zahlt der Bund 8000 Franken pro Güterwagen für die Umrüstung auf eine digitale automatische Kupplung. In Summe sind das 118 Millionen Franken. Zudem schliesst der Bund mit der SBB-Gütertochter SBB Cargo eine Leistungsvereinbarung für den Einzelwagenladungsverkehr ab.

(AWP)